“Es ist krass, dass so etwas Riesiges einfach durch die Natur passieren kann”

Zweieinhalb Jahre nach dem Hangrutsch in Hörbranz: Schüler sorgen mit neuen Bäumen für Stabilisierung.
Hörbranz Für Maja Heß und ihre Schulkameraden ist das riesige braune Loch, das seit zweieinhalb Jahren an der Hochreute in Hörbranz klafft, allgegenwärtig. „Wir sehen den Hang von der Schule aus. Es ist krass, dass so etwas Riesiges einfach durch die Natur passieren kann“, sagt die Zehnjährige.

Ende April 2023 hat starker Regen in der Parzelle Hochreute rund 500.000 Kubikmeter Erdreich in Bewegung gesetzt. Fünf Wohnhäuser, zwei Wirtschaftsgebäude, fünf Hektar Wald und zehn Hektar landwirtschaftliche Fläche wurden dadurch zerstört. „Es waren dramatische Wochen, in denen wir als Gemeinde sehr schwierige Entscheidungen treffen mussten”, rekapituliert Bürgermeister Andreas Kresser.

An diesem Dienstagvormittag stehen die Schüler der 1a-Klasse der Mittelschule Hörbranz zum ersten Mal direkt im Hang. „Es war cool, aber anstrengend, hochzukommen. Wir haben den Weg nicht gefunden“, erzählt Maja Heß und schnauft dabei tief durch.

Vom 6. bis 10. Oktober wird österreichweit die „Woche des Schutzwaldes“ begangen. „Der Wald ist Schutzschild. Er schützt uns vor Muren, Lawinen, Steinschlag und Rutschungen. Zwei Drittel unseres Siedlungsraumes wären nicht bewohnbar, wenn es den Schutzwald nicht gäbe. Darüber hinaus schützt er Straßen, Eisenbahnstrecken und vieles mehr“, verdeutlicht Landesrat Christian Gantner. Rund 38 Prozent der Vorarlberger Landesfläche, 98.000 Hektar, sind bewaldet. Knapp die Hälfte davon ist Schutzwald.

In den vergangenen zweieinhalb Jahren wurden in die Sicherung des Hanges in Hochreute knapp vier Millionen Euro investiert. Die Rutschung konnte dadurch so gut wie gestoppt werden. “Im November 2023 hatten wir die größten Schübe mit drei bis acht Metern in sieben Tagen. Es ist alles Spitz auf Knopf gestanden. Jetzt haben wir Bewegungsraten von zirka zehn Zentimetern in eineinhalb Monaten – und zum Glück nur noch in Richtung Eplisgehrbach. Da haben wir keinen so großen Kummer, weil wir dort keine Gebäude haben, die Schaden nehmen könnten”, erläutert Gerald Jäger, Sektionschef der Wildbach- und Lawinenverbauung.

Um die Schutzwirkung des Waldes so rasch wie möglich wieder herzustellen, wird seit Mai aufgeforstet. Bei mehreren Aktionen wurden bereits 5000 Bäume gepflanzt. Auch die Mittelschüler sind deswegen gekommen.
Die Anstrengungen der letzten Monate tragen bereits erste Früchte. Die Jungpflanzen seien gut angewachsen, resümiert Landesforstdirektor Andreas Amann. „Das erste Jahr ist immer das Schwierigste. Nächstes Jahr werden sie richtig loslegen. Ich bin zuversichtlich, dass wir in 20 bis 30 Jahren hier eine sehr schöne, grüne und immer funktionsfähigere Waldfläche sehen werden“, unterstreicht er.





