Zwischen Klicks und Wahrheit: So lassen sich KI-Inhalte entlarven

KI-generierte Inhalte nehmen rasant zu und sind oft nicht mehr als solche erkennbar. Daher wird die Fähigkeit, echte von unechten Inhalten zu unterscheiden, immer wichtiger. KI-Experte Marco Esposito gibt Tipps.
von Anna Weissenbach
Dornbirn Ein paar wenige Prompts, ein gratis Online-Tool und schon kann jeder innerhalb von Minuten mittels Künstlicher Intelligenz (KI) realistische Bilder, Videos, Musikstücke und Texte erstellen. KI-Inhalte sind längst kein Nischenphänomen mehr. Marco Esposito beschäftigt sich in seinem Unternehmen VISAVI intensiv mit der digitalen Welt und schult an Bildungseinrichtungen wie dem Digital Campus und ab 2026 an der FH über (soziale) Medien und KI. Er erklärt den VN, wie man anhand weniger Hinweise das, was echt ist, noch von dem, was nicht echt ist, unterscheiden kann.

“Vor drei Jahren hätte man den Unterschied noch deutlich gesehen. Heute hat man fast keine Chance mehr”, lautet die ernüchternde Antwort von Esposito, als wir ihm zwei Bilder einer Katze zeigten – eines real, das andere innerhalb weniger Minuten von einer Künstlichen Intelligenz generiert. “Software-Entwickler erstellen ihre Programme mit KI, Journalisten schreiben ihre Texte damit und Marketer analysieren damit das Kaufverhalten”, zählt der KI-Experte auf. Künstlich generierte Inhalte haben sich in den vergangenen Jahren zunehmend in unseren Alltag und in Medien eingeschlichen, und das oft ganz ohne Kennzeichnung.
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Tipps für Videos
- Bildebenen:
- Hintergrund verschwimmt, verändert sich unnatürlich
- seltsame Umrisse (besonders bei Nahaufnahmen)
- Logik/Abläufe:
- Würde das im echten Leben so passieren?
- Ist das physikalisch möglich?
- Personen:
- Lippensynchronisation (stimmt oft nicht zu hundert Prozent mit Audio überein)
- Zähne (zu viele/wenige, unnatürlich)
- Bewegungen (oft unnatürlich glatt, ruckelig oft roboterhaft)
Nutzer tragen Verantwortung
Besonders soziale Medien werden regelrecht von künstlichen Inhalten überschwemmt. Dort sorgen sie für Reichweite und binden Nutzer an die Plattform. “Eine positive Nebenwirkung, die diese Plattformen nur ungern einschränken wollen”, wie Esposito weiß. Doch was, wenn mit gefälschten Bildern Menschen getäuscht und betrogen werden sollen? Denn immer mehr Bilder und Videos zeigen Naturkatastrophen und Unglücke, die ein Computerprogramm erstellte.
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Wenn Plattformen mit diesen Inhalten glücklich sind und die Verbreitung nicht verhindern, bleibe die Verantwortung schlussendlich bei den Nutzern der Plattform hängen, da die Ersteller KI-Inhalte ebenfalls nicht kennzeichnen, zeigt Esposito auf. Daher gelte vor allem, Inhalte kritisch zu hinterfragen und nicht alles zu glauben. In seinem Kurs zum KI-Führerschein vermittelt er genau diese Kompetenzen.

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“Während unechte Bilder mittlerweile eigentlich nicht mehr zu erkennen sind, sind Videos für KI-Systeme noch etwas schwieriger zu perfektionieren”, so Esposito. Doch auf einem kleinen Handy-Bildschirm, wo die meisten Videos in kürzester Zeit konsumiert werden, sei der Unterschied auch hierbei kaum noch erkennbar. “Allerdings gibt es Hinweise wie Hintergrund, Logik und Details, womit man unechte Fotos und Videos erkennen kann. Wenn wir aber die rasche Weiterentwicklung beachten, dann geht es damit sicher auch nicht mehr lange.”
Tipps für Fotos
- Hintergrund: oft unscharf, Objekte undefinierbar
- Personen/Motive:
- fehlende/unförmige Körperteile wie Arme, Finger, Beine, Augen,
- fehlende Reflexionen in den Augen,
- ungewöhnliche, unvollständige, undeutliche Accessoires und Kleidung
- Umfeld:
- unrealistische Objekte,
- unschlüssige Darstellungen
- falsche Schatten/Lichter
Noch kein Gesetz für Transparenz
Die rechtliche Lage hinkt der technologischen Entwicklung hinterher und es gibt außerhalb Europas keine Gesetze oder Vorgaben zu KI-Inhalten. Und auch in Europa ist der EU AI Act erst knapp ein Jahr alt. Ab dem 2. August 2026 müssen sogenannte Deepfakes, also täuschend glaubhafte KI-Bilder echter Menschen, und rein KI-erstellte Texte zu öffentlichen Themen immerhin gekennzeichnet werden. Wird der Text jedoch von Menschen überarbeitet, gilt die Kennzeichnungspflicht nicht mehr.

Esposito appelliert, dass sich schlussendlich jeder mit dem Thema KI auseinandersetzen muss. Sie dringt in jeden Lebensbereich vor und man wird ihr nicht auf Dauer aus dem Weg gehen können. In einer Welt, in der uns KI mühsame Aufgaben, aber vermutlich auch die Echtheit in einer Weise abnimmt, wird deshalb die Fähigkeit, kritisch zu denken und Inhalte zu hinterfragen, somit zur wichtigsten Kompetenz des digitalen Zeitalters.
Generell …
- … Absicht/Kontext hinterfragen: Warum wurde das erstellt? Emotionalisierung oder Information? Ist die Situation plausibel und realistisch?
- … Ersteller/Veröffentlichungsort: Wer hat den Inhalt erstellt? Wo wurde er veröffentlicht? Warum wurde er veröffentlicht?
- … Vergleich mit anderen Quellen: Warten Sie 24 Stunden ab. Gibt es ähnliche, aber verifizierte Inhalte einer seriösen Quelle dazu?
- … sich Zeit nehmen und hinterfragen: pausieren Sie das Video, vergrößern Sie das Bild und nehmen Sie sich Zeit, diese Aspekte zu hinterfragen
KI vs. Realität: Erkennen Sie das echte Bild?



Auflösung
Bild 1 – Seitenprofil einer Frau: das linke Bild ist KI-generiert, das rechte echt
Bild 2 – Pferde auf der Wiese: das rechte Bild ist KI-generiert, das linke echt
Bild 3 – Muffins: das linke Bild ist KI-generiert, das rechte echt