Die Zeitumstellung als Gesundheitsrisiko: Schlafexperte fordert sofortige Abschaffung

Günther W. Amann-Jennson sagt: “Die Zeitumstellung ist gesundheitlich schädlich und bringt keinen Nutzen.”
Frastanz Es ist wieder soweit: In der Nacht auf Sonntag werden die Uhren um eine Stunde zurückgestellt. Bis zum 29. März 2026 gilt dann wieder die Mitteleuropäische Zeit (MEZ), die sogenannte Winterzeit. Für Günther W. Amann-Jennson ist die Zeitumstellung mehr als einfach nur ein „Uhr-Zurückdrehen”. Der Gründer von Samina und des Instituts für Schlafpsychologie und Schlafcoaching in Frastanz beschäftigt sich seit 35 Jahren mit gesundem Schlaf und Chronobiologie. Er sagt: „Aus gesundheitlicher und medizinischer Sicht muss die Zeitumstellung in Österreich und der EU abgeschafft werden.“ Auch Spanien macht Druck. “Offen gesagt, sehe ich darin keinen Sinn mehr”, teilte Regierungschef Pedro Sánchez unlängst mit. Es werde damit keine Energie gespart, sondern der biologische Rhythmus zweimal im Jahr durcheinandergebracht.
Sie setzten sich seit vielen Jahren für die Abschaffung der Zeitumstellung ein. Warum?
Amann-Jennson Die halbjährliche Zeitumstellung bringt unsere innere Uhr aus dem Gleichgewicht und stört den Schlaf-Wach-Rhythmus. Wissenschaftlich ist belegt, dass sie zu Leistungsabfall, erhöhter Unfallgefahr sowie mehr Herz-Kreislauf-Ereignissen führt. Zugleich verursacht schlechter Schlaf enorme gesellschaftliche Folgekosten: Bereits über 80 Prozent der Erwerbstätigen leiden heute unter Schlafmangel oder Schlafstörungen – mit Milliardenschäden für Gesundheitssystem und Wirtschaft. Die Zeitumstellung verschärft dieses Problem zusätzlich.
Sommerzeit oder Winterzeit – welche Zeit sollte Ihrer Meinung nach das ganze Jahr über gelten und welche Vorteile würde das mit sich bringen?
Amann-Jennson Wir brauchen dauerhaft die Normalzeit, die Winterzeit. Sie entspricht unserer biologischen Uhr und dem Sonnenstand. Eine ewige Sommerzeit wäre gesundheitlich fatal, da sie den natürlichen Schlafbeginn weiter nach hinten verschiebt und zu chronischem Schlafmangel führen würde. Russland hat zum Beispiel deshalb schlechte Erfahrungen mit dauerhafter Sommerzeit gemacht und sie wieder abgeschafft.
Warum leiden manche Menschen stärker unter der Zeitumstellung?
Amann-Jennson Menschen mit empfindlicher innerer Uhr, Kinder, ältere Menschen und „Nachteulen“ reagieren besonders sensibel. Bei der Umstellung auf Sommerzeit verliert man eine Stunde Schlaf – das entspricht für Eulen fast einer Mini-Jetlag-Situation, die mehrere Tage bis Wochen anhalten kann. Auch Menschen mit bestehenden Schlafproblemen spüren die Umstellung deutlich. Die Zeitumstellung im Herbst ist chronobiologisch etwas besser zu verkraften, weil wir eine Stunde Schlaf gewinnen. Trotzdem braucht der Körper einige Tage, um sich anzupassen.
Wie kann man sich auf die Zeitumstellung vorbereiten?
Amann-Jennson Die Schlafenszeit zwei bis drei Tage vorher leicht vorverlegen; viel Tageslicht morgens, Bildschirmlicht abends reduzieren; kein Alkohol oder schweres Essen spätabends und feste Schlafenszeiten einhalten. Die wissenschaftlichen Fakten sind eindeutig: Die Zeitumstellung ist gesundheitlich schädlich, bringt keinen Nutzen und gehört abgeschafft.