Ein Schutzengel auf vier Pfoten

Martina Vaschauner ist auf Unterstützung angewiesen. Sky, ein siebenjähriger Australian Shepherd-Hund, hilft ihr im Alltag.
Nenzing „Sky ist wie mein Schutzengel – er gibt mir Sicherheit und Selbstvertrauen zurück“, erzählt Martina Vaschauner. Die 41-Jährige Nenzingerin lebt mit einer unsichtbaren Erkrankung: einer posttraumatischen Belastungsstörung, die sich in Panikattacken, Schlafstörungen und Krampfanfällen äußert. Dazu kommt eine angeborene Hüftdysplasie, die sie bereits zu mehreren Operationen gezwungen hat. „Früher war es für mich fast unmöglich, allein das Haus zu verlassen. Einkaufen oder Arzttermine waren kaum zu schaffen.“ Mit Sky hat sich ihr Leben grundlegend verändert. Der siebenjährige Australian Shepherd spürt sofort, wenn es Martina Vaschauner nicht gut geht. In kritischen Momenten bringt er ihre Notfalltasche, schafft Abstand zu anderen Menschen oder legt beruhigend seine Pfote auf ihre Hand. Droht sie den Bezug zur Realität zu verlieren, stupst er sie sanft an oder kuschelt sich an sie – kleine Gesten mit großer Wirkung. „Er ist wie mein Wingman – immer an meiner Seite.“ Neben seiner Arbeit ist Sky vollwertiges Familienmitglied.

Der gemeinsame Weg bis zur Zertifizierung als Assistenzhunde-Team war intensiv: Zweieinhalb Jahre lang trainierte Martina mit Sky in Selbstausbildung, unterstützt von einer erfahrenen Trainerin. „Wir haben Höhen und Tiefen durchlebt, aber genau das hat uns zusammengeschweißt“, erinnert sie sich. Und weiter: „Wir haben zusammen wirklich jede Gefühlslage erlebt: von jubelnden Erfolgsmomenten bis hin zu Tagen, an denen wir kurz vor dem Verzweifeln waren. Aber genau das hat uns als Assistenzhunde-Team zusammengeschweißt. Mit Geduld, gegenseitigem Anfeuern und unzähligen Portion an Hundeleckerlis wurde aus jedem Training nicht nur eine Lektion, sondern ein gemeinsames Abenteuer. Jede einzelne Einheit war ein weiterer Schritt auf unserem Weg – manchmal mit kleinen Umwegen, aber immer wieder mit einem Lächeln am Ende.“ Im Oktober 2020 bestand das Duo die staatliche Assistenzhundeprüfung – ein unvergesslicher Moment.
10-jährige Erfolgsgeschichte
Damit ein Hund in Österreich offiziell als Assistenzhund anerkannt wird, braucht es diese staatliche Prüfung. Das Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien ist dazu vom Sozialministerium beauftragt. Seit zehn Jahren schreibt das Institut Geschichte – mit jeder Zertifizierung, mit jedem neuen Mensch-Hund-Team, das den Weg in ein selbstbestimmteres Leben findet. Martina Vaschauner wünscht sich für die eigene Zukunft vor allem Gesundheit für ihre Familie – und viele weitere gemeinsame Jahre mit Sky. Ihr großer Traum reicht jedoch über das Persönliche hinaus, denn noch immer erlebt sie Vorbehalte, gerade weil ihre Erkrankung auf den ersten Blick nicht sichtbar ist. „Das ständige Erklären, warum man einen Assistenzhund braucht, ist belastend. Ich wünsche mir mehr Akzeptanz und Empathie – das würde vieles leichter machen.“