Wie Traum der eigenen vier Wände für Johanna (37) fast zum Albtraum wurde

Bauträger-Pleite kostete Johanna Zaremba (37) mehrere Zehntausend Euro. Auch gesundheitlich hat die Wohnbau-Odyssee Spuren hinterlassen.
Hohenems Der Aktenordner ist prall gefüllt und dokumentiert eine wahre Wohnbau-Odyssee. Johanna Zaremba ist Opfer einer Bauträger-Pleite geworden. Mehrere Zehntausend Euro und einiges an Vertrauen in den Rechtsstaat hat die 37-Jährige verloren. Für den Traum der eigenen vier Wände käme heute nur mehr ein etabliertes Unternehmen infrage. Mit Sachverständigen und Notaren wäre sie kritischer. Trotz des finanziellen Verlustes blickt die Grafikerin nach vorne. “Es wird ein gutes Ende finden”, bleibt die Hoffnung. Noch stehen einige Arbeiten aus. Auch gesundheitlich hat der Kraftakt Spuren hinterlassen.

“Für mich stand immer fest, dass ich etwas Eigenes haben möchte”, erzählt Johanna Zaremba vom langersehnten Wunsch nach einer Eigentumswohnung. Keine Miete mehr zahlen, selbst etwas besitzen: “Ich bin total vorsichtig, wenn es ums Geld geht”. Die heute 37-Jährige ist vor gut zehn Jahren aus Bayern nach Vorarlberg gezogen. Für sie sei klar gewesen, dass sie hier bleiben möchte. Auf der Suche nach der richtigen Immobilie ist sie auf eine Anzeige gestoßen. “Den Bauträger kannte ich nicht, aber die Bewerbung ist über eine renommierte Bank gelaufen”. Das habe ihr das notwendige Vertrauen gegeben.

Erste Gespräche und Kauf fanden 2020 statt. Das Wohnbauprojekt in Hohenems habe durch seine Nachhaltigkeit überzeugt. “Das war mir sehr wichtig. Und mir wurde versprochen, dass der Einzug rasch stattfinden könne”, so Zaremba. Vertraglich wurde mit der Next Smart Building GmbH, ein Unternehmen im Eigentum eines namhaften Textil-Industriellen, der 31. März 2021 als Übergabetermin vereinbart. Mündlich sei ihr sogar ein deutlich früherer Termin zugesichert worden. Daraus wurde nichts. Von Baufortschritt keine Spur. “Ich habe immer wieder urgiert. Aber es ist nichts vorwärtsgegangen”, schildert die Käuferin. Schließlich seien E-Mails ignoriert und Termine fortlaufend verschoben worden.

“Nur noch raus aus dem Vertrag”, dachte Johanna Zaremba. Sie hatte gerade gehört, dass es statische Probleme gebe. Zu diesem Zeitpunkt war die Wohnungsübergabe schon über ein halbes Jahr in Verzug. “Ich habe mir einen Rechtsanwalt genommen. Es sah so aus, als würde ich die zu diesem Zeitpunkt investierten 190.000 Euro zurückbekommen”. Es kam anders. Der Bauträger zahlte nicht, drohte mit einem jahrelangen, teuren Gerichtsverfahren. “Es blieb mir gar nichts anderes übrig, als weiterzumachen”, beschreibt die 37-Jährige die enorme Belastung. Das habe auf ihre Gesundheit geschlagen. Panikattacken und Hörstürze waren die Folge.

Die Odyssee setzte sich fort. Ein amtlicher Sachverständiger, der Zahlungs-Chargen freigab, obwohl die vereinbarten Arbeiten gar nicht erledigt waren. Ein Notar, der dies nicht prüfte. Und schließlich die Schlussforderung, obwohl Gebäude und Wohnung alles andere als fertig waren, zählt die Geschädigte auf. “Da habe ich dann diese letzte Charge zurückgehalten”. Ein Kraftakt sei das gegen den Willen des Notars gewesen. Und eine der besten Entscheidungen. Die Next Smart Building Gmbh, wohl schon länger in finanzieller Schieflage, war in die Pleite und Schlagzeilen gerutscht. Sie habe wenigstens diese Summe später zurückbekommen.

Alles eitel Wonne? Davon kann keine Rede sein. Noch immer sind viele Arbeiten im Gebäude nicht erledigt. Kein Bodenbelag im Stiegenhaus, offene Löcher in Wänden, fehlende Steckdosen: die Liste ist lang. Auch in der Wohnung selbst gibt es noch zu tun. Sie sei mit einem blauen Auge davon gekommen und hoffe, dass schließlich alles gut werde, so Johanna Zaremba. Auch das mit den Hörstürzen. Die sind bis heute geblieben, beim kleinsten Anzeichen von Stress. Der Blick ist nach vorne gerichtet. Die Zeit heilt die Wunden.