“Man kann nicht beim Kleinsten anfangen zu sparen”

Vor 30 Jahren wurde das Klimabündnis Vorarlberg gegründet, um Brücken zwischen Vorarlberg und dem Regenwald zu schlagen. Obmann Georg Künz über Engagement, Gerechtigkeit und Sparmaßnahmen.
Darum geht’s:
- Georg Künz engagiert sich als Obmann ehrenamtlich im Klimabündnis Vorarlberg.
- Partnerschaft mit kolumbianischer Region Chocó seit 1993.
- Sorge vor Kürzungen beim Klimabündnis.
Feldkirch Wenn Georg Künz (82) vom Klimabündnis erzählt, dann spricht daraus nicht nur Überzeugung, sondern gelebte Erfahrung. Der 82-Jährige war vier Monate in Kolumbien, hat bei indigenen Familien im Regenwald gelebt und ihre Sorgen hautnah erlebt. “Wenn einer mit der Waffe vor deiner Hütte steht und sagt, du verschwindest jetzt, weil ich hier Gold schürfen will, ist das dort Realität”, sagt der Nüziger.
Seit 30 Jahren setzt sich das Klimabündnis Vorarlberg für globalen Klimaschutz durch eine Reduktion klimaschädlicher Emissionen in Europa und nachhaltige Landwirtschaft in Südamerika ein und verbindet damit Ortschaften in Vorarlberg mit Gemeinden im kolumbianischen Regenwald. Der 1995 gegründete Verein mit Sitz im “Haus am Katzenturm” in Feldkirch ist Teil eines europaweiten Netzwerks, das auf Bildung, Bewusstseinsarbeit und lokale Partnerschaften setzt.

Seit seiner Pensionierung 2010 engagiert sich Georg Künz ehrenamtlich, seit 2014 als Obmann. “Ich hatte ein gutes Leben, vier Kinder, sieben Enkel. Da war es an der Zeit, etwas zurückzugeben”, erinnert er sich.
Globale Partnerschaft mit Chocó
In Vorarlberg war Götzis die erste Gemeinde, die dem Klimabündnis beitrat – verbunden mit der Selbstverpflichtung, den Regenwald zu schützen und lokal CO₂-Emissionen zu reduzieren. Seit 1993 besteht eine enge Partnerschaft mit der kolumbianischen Region Chocó – dem ärmsten und jüngsten Bundesland Kolumbiens. “Wir unterstützen dort eine indigene Schule mit Stipendien, haben Lehrer und Krankenschwestern ausgebildet, die in ihre Dörfer zurückkehren”, erzählt Künz.

Was heute selbstverständlich erscheint, nahm in den 1990er-Jahren in Vorarlberg seinen Anfang: Bewusstseinsbildung für Klimaschutz, lokale Maßnahmen zur CO₂-Reduktion und internationale Verantwortung. Viele frühe Impulse gingen vom Klimabündnis aus, etwa die Kampagne “Die Erde hat Fieber”.
Beitrag zur Klimagerechtigkeit
Auch Jugendliche in Kolumbien werden mit Schul- und Landwirtschaftsprojekten mitten in paramilitärisch kontrollierten Gebieten unterstützt. “Wir helfen den Menschen vor Ort, Rechte zu erkennen, selbstbewusst aufzutreten, neue Perspektiven zu finden.”

Finanziert wird die Arbeit über Beiträge der Mitgliedsgemeinden – derzeit sind es 37 in Vorarlberg, das entspricht rund 70 Prozent der Bevölkerung. Jede Gemeinde zahlt pro Einwohner rund 30 Cent jährlich. Für Künz ist der Mitgliedsbeitrag mehr als eine formale Unterstützung: “Das ist ein Beitrag zur Klimagerechtigkeit. Die Menschen im Regenwald leiden unter dem CO₂-Ausstoß der Industrienationen. Und sie haben keine Stimme, wenn wir sie nicht erheben.”

Zwischen Spardruck und Engagement
Das Klimabündnis Vorarlberg ist heute der einzige Bundesland-Verein in Österreich, der unabhängig vom Land agiert. Der Vorstand arbeitet ehrenamtlich, die operative Arbeit stemmen zwei Teilzeitkräfte: Julia Weingärtner koordiniert die Zusammenarbeit mit Gemeinden, Schulen und der Bundesebene. Carolina Osorio Rogelis aus Bogotá betreut die Projekte in Kolumbien, in enger Abstimmung mit Partnern vor Ort.

In Vorarlberg bietet das Klimabündnis Workshops in Schulen, Erlebnisausstellungen wie die “Klimaverbündeten”, ein Escape-Spiel zur Rettung der Welt oder Lernstationen zu Ernährung, Mobilität und Energie an. Zwischen 1300 und 1500 Kinder erreicht das Team jährlich.
Doch das Netzwerk steht unter Druck. Das Land Vorarlberg, seit 2002 selbst Mitglied im Klimabündnis, hat dem Verein massive Kürzungen angekündigt. “Überall wird gespart, aber ich verstehe nicht, dass man bei den Kleinsten anfängt”, sagt Künz. Für ihn steht fest: Klimaschutz geht jeden was an und beginnt im Kleinen – bei jedem Einzelnen, in jeder Gemeinde.