“So lange dauert es, bis aus einem Setzling ein Christbaum wird” – Kinder auf Entdeckungstour

Beim Besuch im Christbaumwald des Tannenhofs Wohlgenannt entdecken Kindergartenkinder, wie Christbäume gezüchtet werden.
Dornbirn “Wer von euch ist fünf Jahre alt?” fragt Selina Wohlgenannt, während sie durch den Christbaumwald an der Höchsterstraße in Dornbirn spaziert. Mehrere Hände gehen in die Höhe. “Dann seid ihr genauso alt wie dieser Baum hier”, sagt sie und zeigt auf eine junge Nordmanntanne. Die Kinder rücken näher, berühren die Nadeln und vergleichen ihre Größe mit dem Baum.
Für die Kinder des Kindergartens Heinzenbeer in Dornbirn ist es das erste Mal, dass sie sehen, wie ein Christbaum angebaut wird und wächst. Nur wenige Meter weiter stehen die Bäumchen, die erst heuer gesetzt wurden. “Das sind alles Baby-Christbäume mit ganz feinen Nadeln, die überhaupt nicht pieksen”, erklärt die Juniorchefin des Tannenhofs Wohlgenannt. Viele Kinder beugen sich hinunter, um die winzigen Pflanzen genauer anzuschauen. “Jetzt fragt ihr euch sicher, warum jeder Baum eine kleine Antenne hat”, sagt die Christbaumzüchterin und zeigt auf die blauen Stäbe neben den Setzlingen. “Damit wir die jungen Bäume im Sommer nicht übersehen, wenn das Gras hochgewachsen ist. Mit der Antenne finden wir sie alle wieder.”

Die Kinder staunen, als sie sehen, wie viele unterschiedliche Tannenarten hier wachsen. “Das hier zum Beispiel sind Nordmanntannen”, erklärt Selina Wohlgenannt und zeigt auf die Reihe vor ihnen. “Daneben steht eine Rotfichte mit etwas stärkeren Nadeln. Und hier drüben seht ihr eine Blaufichte, die erkennt man an ihren blauen Nadeln.” Natürlich wollen die Kinder auch wissen, wie lange ein Baum braucht, bis er als Weihnachtsbaum gefällt werden kann. “Wenn er acht bis zehn Jahre bei uns gewachsen ist”, sagt Wohlgenannt. “So lange dauert es, bis aus einem kleinen Setzling ein Christbaum wird.”

Auch für Kindergartenpädagogin Martina Hehle ist der Ausflug zum Christbaumwald etwas Besonderes. “Wir sind schon zum zweiten Mal hier, es ist schön zu sehen, wie interessiert die Kinder sind und ein Bewusstsein dafür bekommen, was alles dahintersteckt, bis der Baum als Christbaum im Wohnzimmer steht”, sagt sie.

Bereits im Vorfeld haben die Kindergärten ein Exemplar des Bilderbuchs “Schatzsuche zwischen Weihnachtsbäumen” sowie ein eigens entwickeltes Malbuch über den Christbaum erhalten, das speziell für dieses Projekt gestaltet wurde. Nach dem Ausmalen bekommt jedes Kind einen kleinen Pflanztopf mit einer Jungpflanze sowie eine Auswahl an Weihnachtsstickern, mit denen der Topf kreativ verziert werden kann. “Zusammen mit einer Pflegeanleitung können die Kinder die Jungpflanze dann zu Hause großziehen und pflegen”, erklärt Selina Wohlgenannt.

Seit zwei Generationen züchtet die Familie Wohlgenannt Christbäume. Jedes Jahr werden rund 10.000 Nadelbäume gepflanzt. Aber nicht ausschließlich in Vorarlberg. “In Vorarlberg gibt es nicht genügend geeignete Landwirtschaftsflächen, deshalb pflanzen wir auch im Burgenland und in Ungarn an”, erklärt Martin Wohlgenannt. Aus diesem Grund habe man auch die Marke “Üser Tännile” geschaffen, erklärt er weiter. “Sie steht für Bäume, die ausschließlich in Österreich gewachsen sind.”

Das Kindergartenprojekt der Familie Wohlgenannt wird zum zweiten Mal veranstaltet. Heuer gab es rund 800 Anmeldungen. Martin Wohlgenannt freut sich über das große Interesse. “Unser Ziel ist es, Kindern auf altersgerechte Weise die Bedeutung und Vorteile des Naturbaums näherzubringen. So fördern wir frühzeitig ein Bewusstsein für Natur, Nachhaltigkeit und regionale Landwirtschaft. Es ist wichtig, das Thema schon den Jüngsten mit auf den Weg zu geben.”
Die kleine Pflanze, die die Kinder an diesem Tag mit nach Hause nehmen, ist rund zwei Jahre alt und damit “fast so alt wie viele von euch”, sagt Martin Wohlgenannt schmunzelnd.


