Vorarlbergerin (65) erlebt Urlaubs-Albtraum: Tagelang an türkischem Flughafen festgehalten

Vorarlberg / HEUTE • 14:40 Uhr
Vorarlbergerin (65) erlebt Urlaubs-Albtraum: Tagelang an türkischem Flughafen festgehalten
Else Plankensteiner musste fünf Tage in einem fensterlosen Raum am Flughafen von Izmir verbringen. Handout/Plankensteiner

Statt dem Traumurlaub erwartete Else Plankensteiner aus Dornbirn ein Albtraum.

Von Laurence Feider

Dornbirn, Izmir Die Schilderungen machen fassungslos. Selbst Monate später verfolgen Else Plankensteiner die Erinnerungen noch bis in den Schlaf. Ein Rückblick: Die 65-jährige Pensionistin wollte im Vorjahr die Herbstferien an der türkischen Ägäis verbringen. Was als gemütlicher Familienurlaub mit den Enkelkindern geplant war, entpuppte sich allerdings als wahrer Albtraum. Statt entspannter Tage unter der türkischen Sonne verbrachte die Dornbirnerin fünf Tage in einem Raum ohne Tageslicht im Rückführungsbereich des Flughafens Izmir. Festgehalten wurde sie dort, weil ihr Reisepass bald abgelaufen wäre.

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Die Erinnerungen an den Türkeiurlaub verfolgen Else Plankensteiner noch heute bis in den Schlaf. VN/Feider

Es hätte ein unbeschwerter Urlaub werden sollen. “Mit meinen Enkeln habe ich es immer sehr lustig. Deshalb freute ich mich schon besonders auf die Reise”, erzählt Else Planenksteiner. Da ihr Reisepass nur noch bis Ende Jahr gültig war, hatte sie sich im Vorfeld bei der Bezirkshauptmannschaft erkundigt. „Ich bekam die Auskunft, dass das noch nie ein Problem war, also machte ich mir keine weiteren Gedanken“, erinnert sie sich. Die Anreise verlief zunächst problemlos: Zu Beginn der Herbstferien flog die Familie von Stuttgart nach Izmir, bei der Ausreise wurde auch nichts beanstandet.

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Mit den wenigen Habseligkeiten aus dem Handgepäck musste die Pensionistin fünf Tage am Flughafen verbringen.

Bei der Einreisekontrolle in der Türkei änderte sich die Situation schlagartig. Else Plankensteiner wurde von einem Beamten beiseitegenommen und in einen Raum geführt. „Er fragte mich auf Englisch, ob ich noch ein anderes Dokument dabeihabe. Ich hatte aber nur den Führerschein und meine e-card“, schildert sie. Kurz darauf kam eine Beamtin, die sie energisch aufforderte, mitzukommen. „Meine Familie wurde einfach weggeschoben.“ Trotz Nachfragen ihrer Tochter erhielt niemand eine Erklärung, ein Abschied war nicht möglich.

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Den Rucksatz nutzt Else Plankensteiner als Polster.

Am frühen Nachmittag wurde Plankensteiner erneut befragt, immer wieder ging es um den Zweck ihrer Reise. Schließlich brachte man sie in einen fensterlosen Raum mit der Aufschrift „Bayan Deporte Yolcu“ – weibliche Abschiebepassagiere. Dass sie dort die kommenden fünf Tage verbringen sollte, konnte sie zu dem Zeitpunkt noch nicht ahnen und verfolgt sie noch heute. Der Raum war mit mehreren Betten, einem Tisch ohne Stuhl und einem Badezimmer ausgestattet. Ihren Koffer konnte sie zwar im Gang sehen, durfte ihn aber nicht holen. Sie hatte lediglich ihr Handgepäck bei sich. „Zum Glück hatte ich wenigstens eine Zahnbürste, meine Brille, ein Buch und ein Ladekabel dabei“, sagt sie. Kleidung zum Wechseln fehlte, ihre Unterwäsche wusch sie notdürftig im Waschbecken aus. Ihren Rucksack nutzte sie als Kopfkissen, zugedeckt mit ihrer Jacke.

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Else Plankensteiner wurde in diesem Raum fünf Tage lang aufgehalten.

Während sie die erste Nacht schlaflos und weinend am Flughafen verbrachte, versuchte ihre Familie Hilfe zu organisieren und kontaktierte die österreichische Botschaft in Ankara. Am nächsten Tag hieß es zunächst, sie dürfe ausreisen, sobald sie ein Flugticket habe. Der Schwiegersohn buchte umgehend einen Direktflug nach Stuttgart für den 27. Oktober. Doch wenig später wurde ihr mitgeteilt, dass auch das nicht möglich sei. „Mir wurde erklärt, der Rückflug müsse mit derselben Airline erfolgen wie der Hinflug. In diesem Moment war ich völlig verzweifelt“, erinnert sich Plankensteiner zurück.

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Nach weiteren Telefonaten mit der Botschaft hieß es schließlich, sie könne erst am Samstag ausreisen, da erst dann wieder ein entsprechender Flug gehe. Auch das klappte nicht. Die Wende kam schließlich durch private Initiative: Ein Freund des Schwiegersohns kontaktierte das Außenministerium in Wien. Am Mittwoch wurde Else Plankensteiner schließlich nach Berlin ausgeflogen. Das Ende des fünftägigen Albtraum-Urlaubs.

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Am Flughafen Izmir: Endstation “weiblicher Abschieberaum”.

„Ich kann nur jedem raten, sich vor einer Reise gründlich zu informieren. Um in die Türkei einreisen zu dürfen, muss der Pass noch mindestens sechs Monate gültig sein – dieses Gesetz wurde kurz vor meiner Einreise verschärft“, so Plankensteiner. Die Reiselust ist der Pensionistin vorerst jedenfalls vergangen – die Türkei-Odyssee hat ihre Spuren hinterlassen.