“Eine Mama hat sich für ihren Kleinen Windeln gewünscht”

Bregenz Alleinerziehend, drei Kinder, wenig Geld – und trotzdem ist Weihnachten. „Einfach ist es nicht“, sagt Jessica (31). „Seit ich nach Deutschland einkaufen gehe, komme ich ein bisschen besser zurecht. Dort zahle ich für einen Wocheneinkauf 100 Euro, bei uns zahle ich fast das Doppelte. Aber knapp ist es trotzdem noch, vor allem, wenn man andere Dinge auch noch zu zahlen hat.“

So wie Jessica geht es vielen Menschen in Vorarlberg. Wie groß die Not tatsächlich ist, zeigt sich oft erst beim Blick auf die Wunschzettel, schildert Simone Baumgartner, Teamleiterin der Familienhilfe. „Eine Mama hat sich für ihren Kleinen Windeln gewünscht. Ich habe schon gemerkt, dass es bei der Familie eng ist, aber dass es so eng ist, war mir nicht bewusst. Es gibt auch Familien, die sich Handschuhe, Mützen oder Winterstiefel wünschen.“ Für Baumgartner sind das auch immer „Aha-Momente“, in denen sie merkt, wie es Vorarlberger Familien finanziell wirklich geht. „Und es geht vielen nicht gut. Gerade die Gruppe der Alleinerziehenden wird oft vergessen, aber die müssen viel leisten und stemmen“, verdeutlicht sie.

So gern sie würden – aber wenn kein Geld vorhanden ist, können Eltern die Wünsche ihrer Kinder oft nicht erfüllen. Dank des Vorarlberger Familienverbands und seiner großzügigen Wichtel dürfen sich einige von ihnen trotzdem auf eine schöne Bescherung freuen. Die Weihnachtsaktion findet heuer zum siebten Mal statt. „Unsere Sozialbetreuerinnen, die die Familien das ganze Jahr betreuen, haben im Herbst anfangen, die Wünsche der Kinder zu sammeln. Wir stellen sie dann anonymisiert online. Bisher ist noch nie ein Wunsch übrig geblieben und jeder Spender, der ein Geschenk vorbeibringt, freut sich riesig“, berichtet Organisatorin Isabella Nesler.

Der Vorarlberger Familienverband ist in 15 Gemeinden aktiv und betreut Familien im Rahmen der klassischen Familienhilfe, über den Entlastungsbon oder über die Kinder- und Jugendhilfe. Im Rahmen der diesjährigen Weihnachtsaktion bekommen 45 Kinder aus finanziell belasteten Familien ein Geschenk. “Wir verteilen die Geschenke vor Weihnachten immer heimlich. Die Eltern übergeben dann das Geschenk. Es soll ja auch nicht auffallen, dass sie kein Geld haben, um ein eigenes Geschenk zu kaufen”, erläutert Simone Baumgartner.

Jessica und ihre Kinder feiern Weihnachten bei Jessicas Schwester, und alle drei Kinder werden Geschenke auspacken. Geschenke, die sonst vielleicht nicht unter dem Baum gelegen hätten. “Uns treffen die Sparmaßnahmen der Regierung auch, aber die Weihnachtsaktion ist unser Herzstück. Die wollen wir auf jeden Fall weiterführen”, unterstreicht die Teamleiterin der Familienhilfe.