Freie Fahrt mit Lego-Rampen

Eine Stufe, ein Bordstein – viele Barrieren für Menschen mit Rollatoren oder Rollstühlen.
Würzburg Das Problem von Julian Wendel ist knapp fünf Zentimeter hoch. Die kleine Stufe vor dem Eingang des Würzburger Cafés ist für den Rollstuhlfahrer ein Hindernis. Vielmehr: Sie war ein Hindernis – denn eine Rampe aus Legosteinen erleichtert ihm neuerdings den Weg. Entstanden ist die bunte Auffahrt im Rahmen eines Projekts des Vereins „WüSL“, der sich für ein selbstbestimmtes Leben von Menschen mit Behinderung einsetzt. In mühevoller Kleinarbeit wurden die Steine aneinandergesetzt und verklebt. „Rund 1500 Stück“, schätzt Wendel, der das Projekt mit vorantreibt. Für hohe Rampen benötigte man etwa 3500 Steine, sagt der 36-Jährige. Die Legosteine seien enorm stabil. Und zudem ein echter Hingucker. Sie schaffen ein Bewusstsein für die Alltagsprobleme von Menschen mit Behinderung, die den meisten Menschen verborgen bleiben. Die Idee wird schon in mehreren Regionen umgesetzt.
Rita Ebel aus Hanau war eine der Ersten, die das Bauen der Lego-Rampen vorangebracht hat. Mittlerweile ist sie bekannt als „Lego-Oma“. „Ich möchte Denkanstöße für eine behindertenfreundlichere Gesellschaft geben und den Impuls vermitteln, wie man selbst aktiv werden und etwas verbessern kann“, sagt Ebel. Interessenten versorgt sie mit Anleitungen zum Nachbauen. Wegen des großen Interesses aus dem In- und Ausland gibt es diese mittlerweile auf Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch. Es gibt aber auch Probleme: Es werden Unmengen an Legosteinen benötigt. In Würzburg habe das Sammeln aktuell die höchste Priorität, um weiterbauen zu können, berichtet Wendel. Ziel seien zehn Rampen in 365 Tagen für die Würzburger Innenstadt. Jede Rampe wäre ein Unikat. Um das Projekt zu unterstützen, stehen in der Stadt Spendenboxen für Legosteine bereit.