Venedig bangt um seine Zukunft

Welt / 12.11.2020 • 22:31 Uhr
Die Geschäfte am Markusplatz sind zum Großteil geschlossen. AFP
Die Geschäfte am Markusplatz sind zum Großteil geschlossen. AFP

Ein Jahr nach der Flutwelle in der Lagungenstadt bleiben die Touristen immer noch aus.

Venedig Die Geschäfte am Markusplatz sind zum Großteil geschlossen, genau wie vor einem Jahr. In der Nacht auf den 13. November wurde Venedig von einer katastrophalen Flutwelle überschwemmt. Das Wasser – angetrieben durch Schirokko-Wind – stieg auf 187 Zentimeter über dem Meeresspiegel. Das war der höchste Stand seit der verheerenden Überschwemmung im Jahr 1966, als 194 Zentimeter erreicht wurden. Seit dieser dramatischen Nacht ist Venedig nicht mehr dieselbe Stadt. Das Symbol des Massentourismus, in dessen Gassen sich täglich bis zu 130.000 Menschen tummelten, ist zum Erliegen gekommen. Zwar hat die Unesco-Stadt relativ schnell die Schäden behoben, die Touristen sind aber ferngeblieben. Drei Monate nach der „Acqua alta“ brach in Norditalien die Coronapandemie aus. Seitdem hat der touristische und wirtschaftliche Niedergang Venedigs begonnen, für den bisher noch kein Ende in Sicht ist.

„365 Tage sind seit der außerordentlichen Flutwelle des vergangenen Novembers ins Land gezogen, doch Venedig kämpft immer noch um seine Zukunft. Nach dem Hochwasser konnten wir uns vor Fasching noch einmal aufraffen, sind aber kurz darauf in den Coronavirus-Albtraum gestürzt, der immer noch nicht zu Ende ist. 30 Prozent der Lokale und Geschäfte rund um den Markusplatz sind geschlossen“, klagt Claudio Vernier, Präsident des Verbands der Kaufleute.

Die Mitarbeiter des Hafens verlangen die Rückkehr von Kreuzfahrtschiffen in die Lagunenstadt. Die Krise der Kreuzfahrtbranche gefährde die Zukunft Tausender Personen in Venedig. Kreuzfahrtschiffe, für deren Bann die Stadtbewohner jahrelang gekämpft hatten, waren ein wichtiges Element für den Tourismus in der Stadt. Der Bürgermeister von Venedig, Luigi Brugnaro, zeigt sich mit den Hafenmitarbeitern solidarisch. Er will Druck auf die Regierung ausüben, damit die Kreuzfahrtindustrie in Venedig wieder starten kann.