Der bittere Kampf ums grüne Gold

“Avocado-Mafia” plündert in Südafrika Plantagen leer.
Pretoria In Südafrika hat die organisierte Kriminalität ein neues, lukratives Geschäftsfeld entdeckt: den Handel mit dem „grünen Gold“. Seit Avocados in Europa immer beliebter werden, ist ein Kampf um sie entbrannt. „Meine größte Angst ist, dass die Situation kippt: dass es Tote geben wird“, sagt Zander Ernst. Der südafrikanische Farmer stapft mit hochgekrempelten Ärmeln durch scheinbar endlos lange Reihen von Avocado-Bäumen mit satten, reifen Früchten. Hier in Tzaneens Hügellandschaft gedeiht das „grüne Gold“, wie es auch genannt wird, für den Export. Geschützt wird die Plantage durch meterhohe Elektrozäune und Stacheldraht. Nachts patrouillieren dort private Sicherheitsdienste, denn in Südafrika hat die organisierte Kriminalität Avocados längst entdeckt. „Das sind schon kartellartige Strukturen. Wenn wir uns nicht schützen, dann stehlen diese Banden in einer einzigen Nacht unsere gesamte Avocado-Ernte“, sagt Ernst.
Südafrika ist einer der zehn größten Avocado-Exporteure in der Welt. „Dieses Jahr rechnen wir mit einem Export von 66.000 Tonnen“, sagt Derek Donkin, Chef des Subtropischen Farmerverbandes in Südafrika. Wie hoch der Verlust der Industrie durch den Diebstahl dieses Jahr bereits ist, vermag er nicht zu beziffern. „Aber es sind hohe Verluste“, sagt er. Eine Verbandsstudie bezifferte den Schaden schon im Jahr 2018 nur für die Region Tzaneen auf 1,6 Millionen Euro.
Gut organisierte Banden
Die Erfahrungen von Farmer Ernst deuten darauf hin, dass sich die Banden in den vergangenen drei Jahren offensichtlich zunehmend besser organisierten. Vor einigen Monaten wurden auf der Nachbarfarm zehn Hektar Avocado-Bäume geplündert. „Das entspricht 150 Tonnen“, rechnet Ernst vor. In Europa erzielt er acht bis zwölf Euro pro Kilo.
Die Diebe kommen meist am frühen Morgen, graben Tunnel unter Elektrozäune oder waten durch Flüsse an der Grenze der Plantage. Die Gefahr, von Krokodilen oder Nilpferden angefallen zu werden, schreckt sie nicht. Die Früchte stopfen sie in Säcke, die irgendwo im Gebüsch außerhalb der Farm versteckt werden. An oft wechselnden Orten werden die Avocados in branchenübliche Kisten oder Netze verpackt und landen in örtlichen Supermärkten oder Straßenständen – ein lukratives Geschäft.