Seilbahnabsturz-Videos empören

Streit um Aufnahme der letzten 30 Sekunden vor der Katastrophe mit 14 Todesopfern.
Stresa In Italien sorgen zwei Videos, auf denen die letzten 30 Sekunden vor dem Absturz der Seilbahn auf dem Berg Mottarone am Lago Maggiore am 23. Mai zu sehen sind, für Aufsehen. Das Video, das von einer Videoüberwachungsanlage stammt, wurde von den Carabinieri veröffentlicht. Zu sehen ist die Gondel, die am Pfingstsonntag erst langsam zur Station am Mottarone-Berg unterwegs ist, dann aber mit hoher Geschwindigkeit an den Tragseilen Richtung Tal zurückrast.
Sie überschlägt sich an einem Seilbahn-Pfeiler und stürzt ab. Zu sehen ist auch die Verzweiflung eines Seilbahn-Mitarbeiters, der von der Station aus die herabstürzende Gondel beobachtet. Beim Unglück kamen 14 Personen, darunter zwei Kinder ums Leben. Die Videoaufnahmen waren im Rahmen der Untersuchungen von den Ermittlern beschlagnahmt worden.
Die beiden Videos wurden von der TV-Anstalt RAI sowie von mehreren Webseiten veröffentlicht, was Proteste auslöste. „Als Parlamentarier, als Person, die aus dieser Gegend stammt, und als Privatbürger bin ich über die Veröffentlichung dieser Videos erschüttert“, protestierte der Parlamentarier Enrico Borghi.
Die ermittelnde Staatsanwältin Olimpia Bossi kritisierte die Veröffentlichung der Videos durch die Carabinieri als „absolut unangebracht“. Sie forderte „gebührenden Respekt für die Opfer und den Schmerz ihrer Familien“. Die Aufnahmen hätten eine „sehr starke emotionale Wirkung“.
Am Mittwoch waren die Ermittler am Sitz des Südtiroler Seilbahnbauers Leitner im Einsatz. Das Unternehmen, das für die Wartung der Seilbahnanlage zuständig war, erklärt: „Es war keine Durchsuchung, sondern eine Übergabe der angeforderten Dokumentation.“