Dürre in Syrien

Welt / 20.06.2021 • 22:19 Uhr
Nach Angaben des Welternährungsprogramms WFP haben mehr als zwölf Millionen Syrer und damit fast 60 Prozent der Bevölkerung nicht genug zu essen. Reuters
Nach Angaben des Welternährungsprogramms WFP haben mehr als zwölf Millionen Syrer und damit fast 60 Prozent der Bevölkerung nicht genug zu essen. Reuters

Schlechte Ernte droht Hungerkrise zu verschärfen.

damaskus Die Hungerkrise im Bürgerkriegsland Syrien droht sich wegen einer monatelangen Dürre weiter zu verschlimmern. Die UN-Landwirtschaftsorganisation FAO rechnet in dieser Saison im Vergleich zum Vorjahr mit einer „deutlich geringeren“ Ernte von Weizen, dem wichtigsten Grundnahrungsmittel, wie der FAO-Vertreter in Syrien, Michael Robson, der Deutschen Presse-Agentur erklärte. Die Welthungerhilfe warnte, die Zahl der Notleidenden, die auf humanitäre Hilfe angewiesen seien, werde sich dramatisch erhöhen. „Die Hungersituation der Menschen in Syrien ist bereits heute absolut katastrophal“, sagte Syrien-Koordinator Konstantin Witschel.

Genaue Zahlen zur Ernte nennt die FAO noch nicht. Ein Vertreter der kurdischen Selbstverwaltung im Nordosten Syriens erklärte, er rechne damit, dass die Weizenernte dort um rund 45 Prozent einbreche. Diese von Kurden kontrollierte Region gilt als „Brotkorb“ Syriens.

In dem Land herrscht seit zehn Jahren Bürgerkrieg. Hunderttausende Menschen kamen ums Leben, rund zwölf Millionen wurden vertrieben, etwa die Hälfte davon innerhalb des Landes. Das Land ist in Gebiete unter Kontrolle der Regierung, von Rebellen und der Kurden geteilt. Syrien leidet zudem seit 2019 unter einer schweren Wirtschaftskrise. Viele Menschen können sich Grundnahrungsmittel nicht mehr leisten. Nach Angaben des Welternährungsprogramms WFP haben mehr als zwölf Millionen Syrer und damit fast 60 Prozent der Bevölkerung nicht genug zu essen. Die Zahl an hungernden und akut unterernährten Kindern steigt. Witschel sagte, die Welthungerhilfe blicke mit großer Sorge auf die Ernte. „Die Menschen haben keinerlei Reserven mehr und dürfen mit dieser Dürre nicht allein gelassen werden“, forderte er. „Nahrungsmittel werden noch knapper werden und die Preise für Brot, Gemüse und Früchte weiter steigen.“