“Kein Krieg, aber Gefecht”

Fischereistreit im Ärmelkanal zwischen Frankreich und Großbritannien eskaliert.
London, Paris Im Brexit-Streit zwischen London und Paris um Fischereirechte im Ärmelkanal verschärft Frankreich den Ton. “Es ist kein Krieg, aber ein Gefecht”, sagte die Ministerin für Meeresangelegenheiten, Annick Girardin, am Donnerstag dem Radiosender RTL. “Wir haben Fangrechte. Die müssen wir verteidigen und wir verteidigen sie.” Europa-Staatssekretär Clément Beaune wiederholte im Sender CNews die Drohung, britische Boote künftig scharfen Zoll- und Sicherheitskontrollen zu unterziehen. Damit will Paris London dazu bringen, mehr französische Boote in britischen Gewässern fischen zu lassen.
Neueste Maßnahme: Weil es angeblich nicht die erforderlichen Lizenzen für die Fischerei in französischen Gewässern hat, wurde ein britisches Boot von der Küstenwache nach Le Havre geleitet, wie Girardin twitterte. Im Raum stehen eine Geldstrafe und die Beschlagnahme des Fangs. Gibt es grundsätzlich keine Einigung, sollen britische Boote ab Montag bestimmte französische Häfen nicht mehr ansteuern dürfen. Auch Lastwagen sollen genau geprüft werden. Immer wieder droht Frankreich zudem, Stromlieferungen nach Großbritannien zu stoppen.
Die britische Regierung zeigte sich empört und erwägt Gegenmaßnahmen. Ein Regierungssprecher sagte: “Wir sind bereit, angemessen zu reagieren.” London habe der EU und Frankreich seine Bedenken übermittelt. Für heute, Freitag, wurde der französische Botschafter ins britische Außenministerium einbestellt, um die “enttäuschenden und unverhältnismäßigen Drohungen gegen Großbritannien und die Kanalinseln” zu erklären. Der Fischereistreit schwelt seit langem. Hintergrund ist die Frage, wie viel ausländische Fischer nach dem Brexit in britischen Gewässern fangen dürfen.