“Schiffbruch der Zivilisation”

Welt / 05.12.2021 • 22:37 Uhr
Papst Franziskus besuchte gestern das Migrantenlager auf der griechischen Mittelmeerinsel Lesbos. afp
Papst Franziskus besuchte gestern das Migrantenlager auf der griechischen Mittelmeerinsel Lesbos. afp

Papst Franziskus beklagt auf Lesbos den Umgang mit Migration.

lesbos Papst Franziskus hat bei seinem Besuch auf der griechischen Insel Lesbos an die europäischen Regierungen appelliert, die Migrationskrise zu lösen. “Lasst uns bitte diesen Schiffbruch der Zivilisation beenden” sagte er am Sonntag im Flüchtlingslager Mavrovouni.

Deutliche Worte an EU

Die Migranten und Asylsuchenden begrüßten ihn herzlich und mit großen Hoffnungen. Es ist Franziskus’ zweiter Besuch auf Lesbos nach 2016. Damals nahm er zwölf syrische Flüchtlinge in seinem Flugzeug mit nach Rom. Es gab diesmal keine Anzeichen, dass er diese Geste wiederholt. Aber er richtete deutliche Worte vor allem an die EU, deren Kommissions-Vizepräsident Margaritis Schinas neben der griechischen Präsidentin Katerina Sakellarapoulou zusammen mit Asylsuchenden seinen Ausführungen folgten.

“Ich bitte jeden Mann und jede Frau, uns alle, die lähmende Furcht zu überwinden, die Gleichgültigkeit, die tötet, die zynische Missachtung, dass Gleichgültigkeit die an den Rändern zum Tod verurteilt”, sagte der Papst. “Lasst uns aufhören, die Realität zu ignorieren, aufhören, ständig Verantwortung wegzuschieben, aufhören, die Migrationsfrage an andere weiterzugeben, als ob sie niemanden angeht und nur eine zwecklose Bürde sei, die jemand anderes schultern soll.”

Franziskus hatte sich bei seiner Ankunft die Zeit genommen, an den Absperrungen Kindern den Kopf zu tätscheln, nach ihren Namen zu fragen und für Selfies zu posieren. Asylsuchende riefen “Willkommen!” und “Wir lieben dich!”.

Migration ist das zentrale Thema der fünftägigen Papstreise nach Zypern und Griechenland. Seit Jahren setzt sich Franziskus für Migranten ein, ein roter Faden in seinem Pontifikat.