Eine Hauptstadt zieht um

Projekt Nusantara: Indonesien baut eine neue Hauptstadt im Dschungel.
Jakarta Es ist ein gigantisches Projekt: Indonesien bekommt eine neue Hauptstadt. Noch ist das Gebiet auf Borneo, wo das neue Verwaltungszentrum entstehen soll, vom Dschungel bedeckt. Aber nachdem das Parlament in dieser Woche den Umzug genehmigt hat, kann der Startschuss für die Bauarbeiten in der Provinz Ostkalimantan fallen. Einen Namen hat die künftige Hauptstadt jetzt auch: Nusantara – ein alt-javanisches Wort, das “äußere Inseln” bedeutet. Schon 2024 sollen die ersten Behörden verlegt werden.
Die Gründe für die von Präsident Joko Widodo vorangetriebenen Pläne sind vielschichtig. Denn das dicht besiedelte Jakarta mit seinen elf Millionen Einwohnern ist nicht nur das Wirtschaftszentrum der aufstrebenden Regionalmacht Indonesien, sondern leidet gleichzeitig unter massiven Problemen. Da ist etwa der tägliche Verkehrskollaps. Autofahrer verbringen in der Stadt durchschnittlich 22 Tage im Jahr im Stau.
Der wohl wichtigste Grund für den Umzug ist aber die Tatsache, dass verschiedenen Schätzungen zufolge bereits zwischen 20 und 40 Prozent von Jakarta unter dem Meeresspiegel liegen und die Stadt langsam untergeht. Bis 2050 könnte das gesamte Gebiet von Nord-Jakarta überflutet sein.
Aber nicht überall herrscht Enthusiasmus. Die Bewohner der Gegend, in der Nusantara entstehen soll, fürchten um ihr Farmland und ihren Lebensunterhalt.
Um Nusantara aus der Erde zu stampfen, werden in der ersten Bauphase 6000 Hektar Dschungel zwischen den Städten Balikpapan und Samarinda weitgehend gerodet. Insgesamt soll sich die Stadt aber irgendwann über mehr als 250 000 Hektar erstrecken. Die Kosten für das imposante Unternehmen: mehr als 32 Milliarden Dollar (28 Milliarden Euro).