Frittierfett über den Wolken

BP nimmt Produktion von Bioflugbenzin aus Fritteusen oder Kochrückständen auf.
London Der britische Mineralöl- und Energiekonzern BP stellt im Emsland, in Nordwestdeutschland, jetzt Flugzeugsprit mit geringen Anteilen aus Speisefettresten her. Die Biorohstoffe stammen etwa aus Kantinen oder Gastronomiebetrieben. Es geht um gebrauchte und übriggebliebene Fette und Öle zum Beispiel aus Fritteusen, Kochrückständen sowie Biomasseabfällen. Am Montag gab BP den Produktionsbeginn in der Raffinerie in Lingen bekannt. Nach Angaben des Unternehmens ist es die erste Anlage dieser Art in Deutschland, mit der sich industriell verwertbare Mengen erzeugen lassen. Die verwendeten Fette und Öle werden in einem geschlossenen Verfahren bis zum zulässigen Anteil von fünf Prozent mit den Rohöl-Kohlenwasserstoffen für das normale Kerosin kombiniert. Bei der späteren Verbrennung ist der CO2-Ausstoß des Biokerosins zwar ähnlich wie im Fall rein fossilen Flugbenzins – weil die Fettkomponenten schon zuvor im Stoffkreislauf waren, soll die Gesamt-Klimabilanz aber besser sein.
“Fette bereits im Umlauf”
Anders als beim Anbau von Energiepflanzen wie Raps oder Soja für die Biosprit-Erzeugung sei das Problem der Flächenkonkurrenz zu Nahrungsmitteln hier auch nicht akut, meinte ein BP-Vertreter. “Das ist kein Thema, weil die gebrauchten Kochfette und -öle bereits im Umlauf sind.” So müssten zertifizierte Zulieferer der Biorohstoffe beispielsweise nachweisen, dass kein Palmöl enthalten ist. Es gebe bereits Kunden für das Biokerosin – BP wollte aber noch keine Einzelheiten nennen. Europa-Vorstand und Raffinerieleiter Arno Appel erklärte, Airlines könnten den Flugkraftstoff mit Fettanteilen “ohne technischen Umbau sofort einsetzen”. Der britische Konzern peilt damit einen globalen Marktanteil von gut einem Fünftel an.