Angst um Existenz

Ölkatastrophe in Peru bedroht Lebensgrundlage traditioneller Fischer.
Bonn Der Fischer Walter de la Cruz steht auf einem Felsen über der Küste Perus, wo er seit drei Jahrzehnten angelt und damit seinen Lebensunterhalt verdient. Doch nun wirft er seine Leine vergeblich aus. Der 60-Jährige ist einer von mehr als 2500 Fischern, deren Existenzgrundlage seit einem massiven Ölaustritt in einer Raffinerie am 15. Jänner auf dem Spiel steht. Die peruanische Regierung hat den Austritt von 1,8 Millionen Liter Rohöl vor der Raffinerie La Pampilla im Besitz des spanischen Unternehmens Repsol als seine bislang „schlimmste Umweltkatastrophe“ bezeichnet. Es trat beim Entladen der unter italienischer Flagge fahrenden „Mare Doricum“ aus, vor der Küste nördlich von Lima.
Von der Umweltkatastrophe sind zahlreiche Menschen betroffen: Fischer, Hafenarbeiter, Restaurants, Straßenverkäufer und Menschen, die Sonnenschirme oder Boote vermieten. Kurz nach dem Ölaustritt kündigte die Regierung an, sie bemühe sich um finanzielle Hilfe für die Betroffenen. Nach drei Wochen legten die Behörden eine Liste mit den Namen von 2500 Fischern vor, denen geholfen werde. Zwei Wochen danach erklärte die Regierung, es sei nun Repsol, das umgerechnet bis zu 730 Euro als Entschädigung für entgangenes Einkommen an jeden der Betroffenen auszahlen werde.
Viele Fischer in der Gegend haben keine Dokumente, mit denen sie ihre jahrelange Arbeit nachweisen könnten. Auch De la Cruz hat keine. Aber er weiß, dass er seit 30 Jahren mit einem Korb auf dem Rücken an die Küste geht, um zu fischen. Seinen Fang verkauft er normalerweise an Restaurantbesitzer oder örtliche Hausfrauen. Mehr als einen Monat nach dem Besuch ist noch immer keine staatliche Hilfe eingetroffen. „Die Tage vergehen, und wir bekommen nichts“, sagt De la Cruz.
Die Fischer protestierten vor der Repsol-Raffinerie und blockierten Straßen, aber sie haben noch immer keine Antwort auf die Frage erhalten, wer für den Ölaustritt verantwortlich ist. Und wie lange es dauern wird, bis sie wieder fischen können.