Endspiel für Becker vor Gericht

Anklage sieht Schuld von Boris Becker in Strafprozess erwiesen.
London Boris Beckers Schicksalsorte trennen nur rund zwölf Kilometer Luftlinie. Hier der Centre Court von Wimbledon, genannt Beckers “Wohnzimmer”. Dort der fensterlose Saal Nummer 3 im Gericht Southwark Crown Court, in dem seit Tagen über das Schicksal des 54-Jährigen verhandelt wird. Nun beginnt der Entscheidungssatz: Staatsanwältin Rebecca Chalkley sieht in ihren Schlussworten am Dienstag Beckers Schuld als erwiesen an. “Das einzige Urteil, zu dem Sie in jedem Anklagepunkt kommen können, ist: ‘schuldig’.” Verteidiger Jonathan Laidlaw begründet ausführlich, warum sein Mandant keinesfalls gegen Insolvenzvorschriften verstoßen habe. Die Schuldfrage müssen dann die Geschworenen klären, daraufhin setzt Richterin Deborah Taylor das Strafmaß fest. Wann dies geschehen wird, bleibt am Dienstag offen. Es drohen bis zu sieben Jahre Haft.
“Wo sind die Trophäen?”
Becker habe absichtlich seinem Insolvenzverwalter nicht seine gesamten Wertgegenstände offengelegt, sagte Chalkley. “Es ist nicht plausibel, dass Mr Becker nicht weiß, wo seine Trophäen sind.” Der 54-Jährige habe zudem vorsätzlich mehrere Konten verschwiegen oder den Besitz von Immobilien verneint. Becker hatte die Vorwürfe zurückgewiesen und betont, er sei falsch beraten worden.
In London kämpft Becker nun um seine Freiheit. Staatsanwältin Chalkley hat deutlich gemacht, dass sie der Verteidigungslinie, Becker sei einfach von Grund auf naiv gewesen, keinen Glauben schenkt. “Alle haben Schuld, nur Sie nicht”, spottet sie. “Lassen Sie sich nicht von der Prominenz des Angeklagten ablenken”, hatte Richterin Taylor den Geschworenen zu Prozessbeginn auf den Weg gegeben. Was das für ihn bedeutet, wird Boris Becker bald wissen.