“Existenzielle Bedrohung”

Welt / 27.04.2022 • 22:18 Uhr
Durch Fehlnutzung werden immer mehr fruchtbare Böden zerstört. RTS
Durch Fehlnutzung werden immer mehr fruchtbare Böden zerstört. RTS

UN: Künftig könnten sich viele Regionen in lebensfeindliche Einöden verwandeln.

Bonn Die Vereinten Nationen schlagen Alarm: Ohne schnelles Handeln wird die Versteppung in den kommenden Jahren in vielen Teilen der Welt rasend schnell zunehmen und viele Regionen in lebensfeindliche Einöden verwandeln. Zu diesem Ergebnis kommt ein am Mittwoch vorgestellter Bericht, an dem das UN-Wüstensekretariat (UNCCD) in Bonn fünf Jahre lang mit 21 Partnerorganisationen gearbeitet hat.

“Wenn weiter mit den natürlichen Ressourcen so umgegangen wird wie bisher, könnte dies bis 2050 zu einer zusätzlichen Boden – und Landversteppung von der Flächengröße Südamerikas führen”, sagte UNCCD-Sprecherin Miriam Medel. Unter Versteppung oder “Verwüstung” versteht man die Verödung ehemals natürlicher und artenreicher Landschaften. Großflächige intensive Monokulturen, industrielle Viehzucht und die damit einhergehende Entwaldung verursachen nach UN-Angaben auch 29 Prozent der Treibhausgasemissionen.

UNCCD-Chef Ibrahim Thiaw sagte: “Die moderne Landwirtschaft hat das Gesicht dieses Planeten bereits mehr verändert als jede andere menschliche Aktivität. Wir müssen unser globales Ernährungssystem dringend überdenken, denn dieses ist verantwortlich für 80 Prozent der Entwaldung und 70 Prozent des Süßwasserverbrauchs.” Zudem sei die Landwirtschaft die größte Ursache für den Verlust an Biodiversität.

Betroffen sind vor allem Regionen in Asien, Afrika und Südamerika, aber auch europäische Länder wie Spanien. Die Versteppung kommt zum Beispiel dadurch zustande, dass Bäume, Sträucher und Gräser abgeholzt oder abgebrannt werden. Diese sind aber unabdingbar, damit der Boden Wasser speichern kann. Ohne Pflanzen wird die oberste Bodenschicht oft vom Wind weggetragen. Auch Monokulturen und der Einsatz von Dünge- und Spritzmitteln entziehen dem Boden Wasser und machen ihn unfruchtbar. Das Ergebnis sind karge, lebensfeindliche Sand- und Gesteinslandschaften, in denen am Ende auch nichts mehr angebaut werden kann.