Im Amazonas verschollen
Brasilien bangt um britischen Journalisten und Indigenen-Experten. Kritik an Behörden.
Brasilia Das Verschwinden eines britischen Journalisten und eines Indigenen-Experten im tiefsten brasilianischen Amazonasgebiet hat eine weltweite Welle der Anteilnahme ausgelöst. Zugleich wächst die internationale Kritik an den Bemühungen der Behörden, Dom Phillips und Bruno Araújo Pereira aufzuspüren. Sport-Legenden wie Péle, Medienhäuser, US-Abgeordnete und Hollywoodstars forderten, die Suche nach den seit Sonntag vermissten Männern zu forcieren. Zwei Begleiter der beiden Männer sagten, dass diese einen Tag vor ihrem Verschwinden von einer Gruppe von Fischern mit vorgehaltener Waffe bedroht worden seien, die Polizei jedoch trotz Aufforderung nicht eingeschritten sei.
Zuletzt gesehen worden waren Phillips und Pereira im unwirtlichen Vale do Javari, dem zweitgrößten indigenen Territorium Brasiliens. Das abgelegene Gebiet grenzt an Peru und Kolumbien. Die Männer hatten sich in der Gemeinde Sao Rafael aufgehalten und dann mit dem Boot ins nahegelegene Atalaia do Norte zurückfahren wollen, wo sie jedoch nie ankamen.
Seit Jahren bedroht
Der 57-jährige Phillips berichtet seit mehr als zehn Jahren aus Brasilien, u. a. war er für den „Guardian“ und die „Washington Post“ als freier Journalist tätig. Zuletzt arbeitete er an einem Buch über die Erhaltung des Amazonasgebiets. Pereira steht seit Langem im Vale do Javari im Dienst der brasilianischen Behörde für indigene Angelegenheiten. Dann nahm er sich eine Auszeit, um örtlichen Indigenen zu helfen, sich gegen illegal tätige Fischer und Wilderer zu verteidigen. Seit Jahren wird der Funktionär und Experte wegen seiner Arbeit bedroht.
Die brasilianischen Behörden stehen nun unter zunehmendem Druck, das Schicksal der beiden Männer aufzuklären.