EU-Experten schlagen Alarm

Immer mehr Drogen im EU-Raum im Umlauf – und sie sind leichter zugänglich wie je zuvor.
lissabon Zahlreiche Drogen sind in Europa mehr denn je im Umlauf. Besonders besorgniserregend ist, dass die Partnerschaften zwischen europäischen und internationalen kriminellen Netzwerken zu einer Rekordverfügbarkeit von Kokain und zur Herstellung von Methamphetamin im industriellen Maßstab in Europa geführt haben. Das sagte die EU-Kommissarin für Inneres, Ylva Johansson bei der Präsentation des Jahresberichts der Drogenbeobachtungsstelle der Europäischen Union (EMCDDA). „Etablierte Drogen waren noch nie so leicht zugänglich wie jetzt und es tauchen weiterhin potente neue Substanzen auf“, betonte auch EMCDDA-Direktor Alexis Goosdeel. In einigen Ländern werde eine Zunahme von Gewalt und Korruption verzeichnet, betonte er. Dazu: 2020 wurden in der EU laut EMCDDA schätzungsweise 1,5 Millionen Drogendelikte gemeldet – 15 Prozent mehr als 2010.
Die tragischste Folge bleiben die Todesopfer: Die Zahl der Menschen, die EU-weit durch eine Überdosis oder an den Folgen ihres Drogenkonsums starben, kletterte 2020 auf 5796. Das sind ca. 13 Prozent mehr als 2019 (5141). Mit 1581 erfassten Todesopfern ist Deutschland nach absoluten Zahlen an der Spitze. EU-weit war fast jedes zehnte Todesopfer (neun Prozent) jünger als 25. Sorgen bereiten auch die neuen psychoaktiven Substanzen, die nicht den internationalen Drogenkonventionen unterliegen. China und Indien seien inzwischen wichtige Herkunftsländer. Diese sogenannten „Legal Highs“ werden auch als Badesalze, Kräutermischungen oder Reiniger verkauft und sind so lange legal, bis sie als gesundheitsgefährdend eingestuft und verboten werden.