Quallen im Beton und in Tampons

Glibbrige Plage am Strand soll zu umweltfreundlichem Nutzen im Alltag werden.
Ajaccio Sie sind apfelgroß, leuchten lila und ihr Stich ist sehr schmerzhaft: Seit Mitte Juni hat sich eine Feuerquallen-Art vor den Küsten Korsikas und der Côte d‘Azur stark vermehrt und vergällt Urlaubern an manchen südfranzösischen Stränden das Baden. Wissenschafter sehen Quallen aber nicht nur als lästige Plage, sondern auch als Forschungsobjekte mit vielfältigem Nutzen für Menschen.
Beliebtes Forschungsobjekt
Ozeanograf Fabien Lombard zufolge können Quallen als Futter in der Fischzucht oder zur Erhaltung der Bodenfeuchtigkeit, etwa im Weinbau oder dem Reisanbau, eingesetzt werden. Das Collagen der Quallen werde mitunter in Windeln oder Tampons verwendet, um Feuchtigkeit zu binden. Und es mache mancherorts sogar Beton flexibler und damit erdbebenfester, sagt der Meeresforscher vom Institut Laboratoire d‘Océanographie de Villefranche/Mer. Zudem wird daran getüftelt, wie Quallen bei der Knorpelbildung im menschlichen Körper helfen können. Lombard warnt davor, die Quallenplage an sich als Problem anzusehen. Vielmehr sei sie ein Symptom der Überfischung der Meere. Schon seit etwa 600 Millionen Jahren bevölkern Quallen die Meere. Die Wissenschaft hat den Nesseltieren einige Durchbrüche zu verdanken. Der Chemie-Nobelpreis von 2008 zum Beispiel wurde für die Verwendung des Leuchtstoffs aus Quallen bei der Visualisierung von Zellprozessen verliehen, etwa in der Alzheimer-Forschung. Was die Strandbesucher betrifft, so hat Meeresforscher Lombard zumindest Ratschläge was bei einem Stich nicht getan werden sollte. „Auf die Wunde zu pinkeln, hilft sicher nicht.“ Vor allem aber sollte man nicht die betroffene Stelle „mit Meerwasser spülen oder mit Sand abreiben“.