Po-Delta wird immer salziger

Muschelzüchter und Landwirte blicken sorgenvoll in die Zukunft.
Porto Tollo Dürre und ungewöhnliche Hitze haben den Salzgehalt in Italiens größtem Fluss-Delta alarmierend erhöht, da, wo der mächtige Po südlich von Venedig in die Adria mündet. Das Salz tötet Reisfelder ab und dezimiert jene Schalentiere, die ein Hauptbestandteil einer der kulinarischen Spezialitäten Italiens sind: Spaghetti mit Venusmuscheln. Mindestens ein Drittel des Bestandes der im Delta gezüchteten hochgeschätzten zweischaligen Weichtiere ist abgestorben. Pflanzen an den Ufern welken. Nebenwasserläufe sind ausgetrocknet und Feuchtgebiete, die Lebensräume von Amphibien und Vögeln, geschrumpft.
„Es ist offensichtlich, dass hier ein gesamtes Ökosystem dauerhafte Probleme haben wird“, sagt Giancarlo Mantovani, Direktor einer Behörde, die für Umweltangelegenheiten in der Po-Ebene zuständig ist. Dieses Ökosystem schließt den Po-Delta-Park ein, der zusammen mit benachbartem Gelände in Venetien ein Schutzgebiet bildet, das auf der Unesco-Liste der Biosphärenreservate steht.
Die Trockenheit könnte langfristige Auswirkungen haben, da Salzwasser aus dem Meer zunehmend weit ins Inland gelangt, in Grundwasserträger im Gestein einsickert. Deltas sind zwar definitionsgemäß Gebiete mit einem Austausch von Süß- und Salzwasser, aber diese Bewegung vollzieht sich in der Po-Mündung zunehmend in einer Richtung: War Salzwasser in den 1960ern zwei Kilometer und in den 1980ern zehn Kilometer weit ins Inland vorgedrungen, sind es in diesem Jahr 36 Kilometer.
„Das Gebiet um den Po liegt drei Meter unterhalb des Meeresspiegels, und daher gibt es einen anhaltenden Fluss von salzhaltigem Wasser, das in die Grundwasserleiter gelangt“, sagt Mantovani. Der Behördenchef spricht von einem „perfekten Sturm“ – einer Verkettung unglücklicher Umstände, die zu einer kritischen Lage führen.