Lagune ist Rechtspersönlichkeit

Welt / 22.09.2022 • 22:51 Uhr
Jeder Bürger kann nun die Justiz wegen vermuteter Verletzung von Rechten der größten Salzwasserlagune Europas anrufen. AFP
Jeder Bürger kann nun die Justiz wegen vermuteter Verletzung von Rechten der größten Salzwasserlagune Europas anrufen. AFP

Mar Menor in Spanien ist das erste Ökosystem Europas mit einklagbaren Rechten.

Madrid Als erstes Ökosystem Europas hat die stark belastete Salzwasserlagune Mar Menor (Kleineres Meer) an der spanischen Mittelmeerküste eine eigene Rechtspersönlichkeit mit einklagbaren Rechten erhalten. Das beschloss der Senat in Madrid mit großer Mehrheit, nachdem im April schon das Abgeordnetenhaus zugestimmt hatte. Nur die rechtspopulistische Partei Vox stimmte wie schon im April dagegen.

Mit dem Abschluss des Gesetzgebungsverfahren und der Veröffentlichung im Gesetzesblatt kann nun jeder Bürger – auch wenn er nicht selbst betroffen ist – die Justiz wegen einer vermuteten Verletzung von Rechten der größten Salzwasserlagune Europas anrufen. Dabei geht es um den Schutz der Lagune als Ökosystem. Ein Komitee aus sechs Vertretern der Behörden und sieben der Gesellschaft soll den Schutz, den Erhalt und die Gesundung der Lagune überwachen. Der Beschluss geht auf ein in der spanischen Verfassung verankertes Bürgerrecht auf Auslösung eines Gesetzgebungsverfahrens zurück. Dazu müssen mindestens 500.000 Unterschriften gesammelt werden. Für die Initiative hatten mehr als 640.000 Menschen unterschrieben.

Stark gefährdet

Das flache Mar Menor wird seit Jahrzehnten vor allem durch intensive Landwirtschaft, aber auch Minenbetriebe und Tourismus gefährdet. Überdüngung fördert das Algenwachstum. Besonders bei Hitzewellen kann es durch Sauerstoffmangel zu einem Massensterben von Fischen und anderen Wassertieren kommen. Während des ungewöhnlich heißen Sommers in Spanien und weiten Teilen Europas war die Wassertemperatur im Mar Menor im August auf mehr als 31 Grad gestiegen.

Der Umwelt eigene, einklagbare Rechte zuzuerkennen sei eine „Revolution, die dem derzeitigen Wirtschaftssystem, das den Planeten zerstört, Grenzen setzen wird“, sagte die Philosophieprofessorin der Universität Murcia, Teresa Vicente.