Ökosystem wird zur Müllhalde

Welt / 30.11.2022 • 22:38 Uhr
Berge von Altkleidern, Reifen und Schrottautos verseuchen weite Teile der Atacama-Wüste.
Berge von Altkleidern, Reifen und Schrottautos verseuchen weite Teile der Atacama-Wüste.

Berge von Altkleidern und Schrott bedrohen Chiles Atacama-Wüste.

Iquique Acht Millionen Jahre hat die Atacama-Wüste ein auf der Welt einzigartiges Ökosystem gedeihen lassen. Jetzt ist die trockenste Wüste der Erde nicht nur vom Lithium-Abbau, sondern auch vom Müllhandel bedroht. Berge von Altkleidern und Schuhen und nicht enden wollende Reihen von ausrangierten Reifen und Schrottautos türmen sich schon in mehreren Gegenden der Wüste im Norden Chiles. „Wir sind nicht mehr nur der örtliche Hinterhof, sondern der Hinterhof der Welt“, sagt Patricio Ferreira, Bürgermeister von Alto Hospicio, einer der ärmsten Städte des Landes.

Chile ist seit Langem ein Umschlagplatz für gebrauchte und unverkaufte Kleidung aus Europa, Asien und den Vereinigten Staaten, die entweder in Lateinamerika weiterverkauft wird oder auf den Müllhalden der Wüste vergammelt. Im vergangenen Jahr sind mehr als 46.000 Tonnen Altkleider in der Freihandelszone Iquique im Norden Chiles gelandet.

Alte Kleidung sei voller Chemikalien und brauche bis zu 200 Jahre, um abgebaut zu werden, sagen Aktivisten. Auf diese Weise verpeste sie den Boden, die Luft und das Grundwasser. Manchmal werden die Kleiderberge angezündet, um sie schneller loszuwerden. „Das Material ist leicht entzündlich, die Brände giftig“, sagt die Anwältin Paulín Silva, die beim Umweltgericht des Landes Klage eingereicht hat wegen der Schäden, die durch den Schrott- und Altkleiderimport verursacht werden. In der 100.000 Quadratmeter großen Atacama-Wüste mit ihrer beeindruckenden Schönheit und den weitläufigen Salzebenen wird auch intensiv Kupfer und Lithium abgebaut. Es regnet selten, in manchen Teilen sogar nie. Am trockensten ist der Bezirk Yungay nahe Antofagasta. Forscher haben hier extreme Lebensformen gefunden, Mikroorganismen, die sich an eine praktisch wasserlose Umgebung mit hoher Sonneneinstrahlung und kaum Nährstoffen angepasst haben.