Kinder vor Soldaten versteckt

Welt / 06.12.2022 • 22:35 Uhr
Im Krankenhaus von Cherson erfanden die Mitarbeitenden Krankheiten für  verwaiste Babys, die in ihrer Obhut waren, damit sie nicht von Soldaten mitgenommen werden. ap
Im Krankenhaus von Cherson erfanden die Mitarbeitenden Krankheiten für  verwaiste Babys, die in ihrer Obhut waren, damit sie nicht von Soldaten mitgenommen werden. ap

Mutige Krankenhausmitarbeiter bringen Kinder in ukrainischen Spitälern in Sicherheit.

cherson Mit gefälschten Angaben in den Krankenakten führen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von ukrainischen Krankenhäusern die russischen Besatzer in die Irre – und schützen so Babys und Kinder vor der Verschleppung nach Russland.

Immer wieder im Verlauf des Krieges gab es Berichte über Verschleppungen ukrainischer Kinder. Den russischen Truppen wurde vorgeworfen, die Jungen und Mädchen nach Russland oder in russisch besetzte Gebiete zu bringen, um sie dort als russische Kinder aufzuziehen. Mindestens 1000 Kinder wurden bereits aus Schulen und Waisenhäusern geholt. Der Verbleib der meisten ist unbekannt.

Die Menschen in Cherson sind überzeugt, dass noch mehr Kinder verschwunden wären, wenn nicht einige ihr Leben riskiert hätten, um so viele Mädchen und Jungen wie möglich zu verstecken. In der Klinik von Cherson erfanden die Mitarbeitenden Krankheiten für elf ausgesetzte Babys, die in ihrer Obhut waren. So mussten sie sie nicht an ein Waisenhaus weitergeben, wo sie um die Gefahr des Transports nach Russland wussten. Eine Krankenschwester adoptierte kurzerhand eines der Kinder.

Suche nach Verschleppten

Am Stadtrand von Cherson, im Dorf Stepaniwka, war es der Leiter eines Reha-Zentrums, der Papiere fälschte, um 52 verwaiste oder anderweitig gefährdete Kinder zu verstecken. Er brachte zudem einige der Jungen und Mädchen bei seinen Mitarbeitern unter. Einige der älteren Kinder blieben bei ihm. „Es schien, als ob mir meine Kinder einfach weggenommen würden, wenn ich sie nicht verstecken würde“, sagt der 61-Jährige. Doch nicht alle Kinder hatten so viel Glück. Nun suchen ukrainische Behörden nach den Kindern, die von Soldaten weggebracht wurden. Man wisse nicht, was mit ihnen passiert sei, heißt es.