Hunderttausende Tote befürchtet

Das Coronavirus breitet sich in China wieder rasant aus. Weitere Coronawellen erwartet.
Peking Von Null-Covid zu planloser Lockerung: Seit der Explosion der Coronafälle und dem abrupten Ende der rigorosen Null-Toleranz-Strategie in China verbreitet sich das Virus mit hoher Geschwindigkeit. Vielerorts sind die Krankenhäuser voll. In Peking kommen die Krematorien mit der Einäscherung der Toten nicht mehr nach. Nach Schätzungen muss mit Hunderttausenden Toten gerechnet werden.
Nach fast drei Jahren mit Lockdowns, Zwangsquarantäne und Kontaktverfolgung hatte das bevölkerungsreichste Land der Erde am 7. Dezember seine harte Null-Toleranz-Politik plötzlich aufgehoben. Mussten Infizierte Anfang Dezember noch in Krankenhäuser, erlauben ihnen mehrere Metropolen heute sogar schon die Rückkehr zum Arbeitsplatz. Voraussetzung ist nur, dass sie keine oder nur leichte Symptome zeigen. Die Kehrtwende wurde damit begründet, dass die Infektionen mit den neuen Omikron-Varianten nicht mehr so schwer verliefen.
Die Wende traf die Krankenhäuser unvorbereitet, weil es bis dahin „keine Strategie“ für eine Lockerung gab, wie ein europäischer Gesundheitsexperte schilderte. Die Impfkampagne war nur unzureichend vorangetrieben worden. Viele der 260 Millionen ältere Menschen über 60 Jahre sind unzureichend geschützt. Statt Krankenhäuser auszubauen und mehr Intensivbetten zu schaffen, waren vielmehr Quarantänelager für Zehntausende gebaut worden. Auch waren keine Vorräte an Medikamenten angelegt worden. Offizielle Zahlen zur Infektionslage gibt es nicht mehr, aber allein von den 21 Millionen Pekingern ist nach groben Schätzungen mehr als jeder Zweite erkrankt.
Die staatliche Propaganda wird nicht müde, davon zu sprechen, dass die Kehrtwende „zum richtigen Zeitpunkt“ gekommen sei. „Eine Rückkehr zu voller Normalität kann im Frühjahr erwartet werden“, will die „China Daily“ Hoffnung machen. Vorher werden aber noch drei Coronawellen durch das Land rollen, wie Experten vorhersagen.
Die erste wird bis Mitte Jänner städtische Gebiete betreffen. Die zweite wird bis Mitte Februar folgen, wenn Hunderte Millionen Menschen zum chinesischen Neujahrsfest am 22. Jänner traditionell in ihre Heimatdörfer reisen werden. Mit der Rückkehr der Reisenden ist dann die dritte Infektionswelle bis Mitte März zu erwarten. Am Ende werden sich 80 bis 90 Prozent der 1,4 Milliarden Chinesen angesteckt haben, wird vorhergesagt.