Tiefe Narben in Lwera

Welt / 01.05.2023 • 22:46 Uhr
Tag für Tag graben sich Bagger durch das Herz der Feuchtgebiete von Lwera.
Tag für Tag graben sich Bagger durch das Herz der Feuchtgebiete von Lwera.

Sandabbau bedroht ugandisches Feuchtgebiet. Umweltschützer schlagen Alarm.

Lwera/Uganda Tag für Tag graben sich Bagger durch das Herz der Feuchtgebiete von Lwera. Lastwagen warten auf Ladungen voller Sand. Das Geschäft floriert, die Nachfrage aus der Bauindustrie ist groß. Doch für die Region Lwera ist der Sandabbau eine wachsende Bedrohung. Die Feuchtgebiete südwestlich von Kampala am Rande des Victoriasees sind ein Brutgebiet für Fische und dienen Zugvögeln als Rastplatz. Die etwa 20 Kilometer lange Region kann außerdem große Mengen an Kohlendioxid speichern und ist eine Oase für das Klima. Umweltschützer sehen all das bedroht.

Auch Anwohner fühlen sich in die Enge getrieben und werfen den Abbauunternehmen rechtswidrige Aktivitäten vor. Zwar verfügen alle bekannten Unternehmen, die in dem Feuchtgebiet tätig sind, über eine entsprechende Genehmigung. Aber auf die Umgebung achteten sie nicht, lauten die Vorwürfe. Der Abbau schaffe nur wenige Arbeitsplätze und ruiniere das Land, sagen die Einwohner von Lwera.

Lukratives Geschäft

Der Sandabbau, vor allem für die Bauindustrie, ist ein großes Geschäft: 50 Milliarden Tonnen werden nach Zahlen des UN-Umweltprogramms jährlich verbraucht. Dabei sei die Industrie weitgehend unkontrolliert, was zu Erosionen, Überschwemmungen, Versalzung oder dem Zusammenbruch von Küstenschutzanlagen führe, heißt es in einem Bericht aus dem vergangenen Jahr. Auf der Gegenseite könnten gesunde Feuchtgebiete helfen, das Klima zu schützen und das Überschwemmungsrisiko in der Gegend zu mindern.

Nach Vorgaben der Umweltbehörde Nema ist die Sandgewinnung aus dem Victoriasee verboten, in den Feuchtgebieten nicht. „Sonst müsste man Sand importieren“, erklärt Nema-Sprecherin Naomi K. Namara. Unternehmen, die die Umwelt zerstörten, müssten aber mit hohen Geldstrafen rechnen. Das reicht Umweltgruppen und Anwohnern nicht zur Rettung der Gebiete.

Ein Problem sei auch die heimliche Hochrüstung von Baggern, heißt es aus Kreisen der lokalen Behörden. Die Bagger dürften bis zu vier Meter tief in die Erde graben, aber einige würden so umgerüstet, dass sie tiefer vorstoßen könnten. Dafür gebe es keine Genehmigung. Die Maschinen könnten zwölf Meter Tiefe erreichen. Dann sei es schwer, die offenen Stellen wieder aufzufüllen. Es bleiben offene Narben zurück.