Erneut Galgenfrist für JJ4

Welt / 26.05.2023 • 22:35 Uhr
Der Streit um die Zukunft des Bärenweibchens JJ4 geht weiter.
Der Streit um die Zukunft des Bärenweibchens JJ4 geht weiter.

Gericht hat Abschussbefehl für die norditalienische Bärin ausgesetzt – vorerst bis 27. Juni.

Trient Die Bärin JJ4 in der norditalienischen Region Trentino-Südtirol darf weiterhin nicht getötet werden. Ein Gericht in Trient hat den Abschussbefehl der Provinzregierung für das Tier, das einen Menschen getötet haben soll, erneut ausgesetzt, vorerst bis 27. Juni. Das teilte das Verwaltungsgericht am Freitag mit. Es gab damit den Einsprüchen verschiedener Tierschützer – allen voran des Vereins LAV – statt. Die Entscheidung umfasst außerdem den Tötungsbefehl für einen weiteren „Problembären“, MJ5, der nach dem Willen der Provinz ebenso erlegt werden soll. Die Richter begründeten ihre Entscheidung unter anderem damit, dass die von der Provinz und den Behörden unterstellte Gefährlichkeit der beiden Tiere – aber vor allem von JJ4 – nicht ausreichend genug belegt sei. Die Aussetzung des Befehls zur Tötung gilt bis Ende Juni. Bis dahin können die beteiligten Parteien zusätzliche Erklärungen, Gründe, Beweise oder Einsprüche vorbringen. Eine endgültige Entscheidung in der Sache soll es Mitte Dezember geben. Dann ist eine weitere öffentliche Anhörung vorgesehen.

Das Bärenweibchen, das auch Gaia genannt wird, hatte laut offiziellen Angaben Anfang April einen 26-jährigen Jogger an einem Forstweg in dem bei Wanderern und Touristen beliebten Val di Sole im Trentino angegriffen und getötet. Daraufhin erließ Maurizio Fugatti, der Präsident der Region Trentino-Südtirol, ein Dekret zur Tötung der Bärin. Nach einer Klage von Tierschützern setzte ein Gericht diese Anweisung Mitte April bereits vorerst aus. Auch ein späterer zweiter Tötungsbefehl wurde von der Justiz schnell wieder einkassiert.

JJ4, eine Schwester des 2006 in Bayern getöteten „Problembären“ Bruno, wurde eingefangen und in ein abgesichertes Wildgehege in der Region gebracht. Tierschützer hatten Anfang Mai ein Gutachten erstellen lassen, wonach der Jogger nicht von JJ4, sondern von einem ausgewachsenen Bärenmännchen getötet worden sein soll.