Bedrohtes Naturparadies

Klimawandel bedroht die Camargue. Steht das Delta bald unter Wasser?
Arles Flamingos vor rosa schimmerndem Wasser, am Meer entlang galoppierende Pferde, Gräser und Seen, so weit das Auge reicht: Die Camargue ist bekannt für ihre wilde und atemberaubende Natur. Doch das Paradies in Südfrankreich ist bedroht.
Der Klimawandel hinterlässt in dem Schwemmland versalzene Böden, durch den steigenden Meeresspiegel droht das Meer sich immer größere Teile der flachen Küste einzuverleiben und die Camargue schließlich ganz unter sich zu begraben.
„Die Camargue ist wie alle Deltas wirklich an der Frontlinie des Klimawandels“, sagt Jean Jalbert, Leiter des Forschungszentrums Tour du Valat in der Camargue. Seit etwa zehn Jahren sei eine beachtliche Menge Niederschlag ausgeblieben, bei hohen Temperaturen sei das wenige gefallene Wasser stärker verdunstet. Auch die Rhône, die sich durch das Delta zieht, führt durch das schwindende Gletscher-
eis der Alpen weniger Wasser.
All das führt dazu, dass die Böden und das Wasser in der Camargue zunehmend versalzen. Während bis 2016 geschätzt eineinhalb Millionen Tonnen Salz in den Lagunen der Camargue waren, sollen es heute etwa vier Millionen Tonnen sein, wie Jalbert sagt.
Auswirkungen hat das aber auch auf die Landwirtschaft. Die Landwirtschaftskammer fürchtet, dass wegen des Salzes mancherorts auf einige Kulturen wie Wein verzichtet werden muss.
Auf lange Sicht ist das größte Risiko für die Camargue, in der 70 Prozent des Landes weniger als einen Meter über dem Meeresniveau liegen, aber der steigende Meeresspiegel. „Für mich gibt es keinen Zweifel daran, dass die Camargue eines Tages unter Wasser sein wird – wohl noch nicht in diesem Jahrhundert, aber vielleicht in ein oder zwei Jahrhunderten,“ schätzt Jalbert.