In Fukushima wird es ernst

Welt / 22.08.2023 • 22:47 Uhr
Japans Fischereiverbände befürchten, dass der Ruf ihrer Erzeugnisse weiter beschädigt wird. Sie versuchen sich seit dem Super-Gau geschäftlich zu erholen. AFP
Japans Fischereiverbände befürchten, dass der Ruf ihrer Erzeugnisse weiter beschädigt wird. Sie versuchen sich seit dem Super-Gau geschäftlich zu erholen. AFP

Japan will ab Donnerstag mehr als 1,3 Millionen Tonnen Kühlwasser ins Meer ableiten.

Fukushima Ungeachtet großer Bedenken unter Fischern und Nachbarstaaten beginnt Japan mit der Einleitung von Kühlwasser aus der Atomruine Fukushima ins Meer. Die Verklappung soll ab Donnerstag in Angriff genommen werden, sofern das Wetter mitspielt. Das entschied das Kabinett von Premier Fumio Kishida am Dienstag. 

“Wir sind zutiefst enttäuscht und empört über die Ankündigung der japanischen Regierung, radioaktiv belastetes Wasser in den Ozean zu leiten”, sagte Hisayo Takada von der Umweltschutzgruppe Greenpeace Japan. Die Regierung habe sich über die Bedenken von Fischern, Bürgern und der internationalen Gemeinschaft, insbesondere in der Pazifikregion und den Nachbarländern, hinweggesetzt. Im AKW Fukushima Daiichi war es im März 2011 in Folge eines schweren Erdbebens und gewaltigen Tsunamis zu Kernschmelzen gekommen. Die Reaktoren müssen weiter mit Wasser gekühlt werden, das in mehr als 1000 riesigen Tanks gelagert wird. Doch nun geht der Platz dafür nach Angaben des Betreiberkonzerns Tepco aus. Eine langfristige Lagerung auf dem Gelände drohe zudem die Stilllegungsarbeiten an der Atomruine zu behindern. Auch bestehe das Risiko von Lecks, hieß es.

1,3 Millionen Liter

Daher sollen die mehr als 1,3 Millionen Tonnen Wasser über einen rund einen Kilometer langen Tunnel ins Meer geleitet werden. Dies wird voraussichtlich etwa 30 Jahre in Anspruch nehmen. Vor der Verklappung im Pazifik wird das belastete Kühlwasser jedoch zunächst aufbereitet. Das Filtersystem kann allerdings das radioaktive Isotop Tritium nicht herausfiltern. Tepco will das Wasser daher so weit verdünnen, dass die Tritiumkonzentration auf 1500 Becquerel pro Liter sinkt, was weniger als einem Vierzigstel der nationalen Sicherheitsnorm entspreche. Fachleute verweisen darauf, dass Atomkraftwerke in aller Welt schon seit Jahrzehnten routinemäßig belastetes Kühlwasser ins Meer ableiten.