Weltweite Korallenbleiche droht

Folgen der extrem hohen Meerestemperaturen machen sich immer stärker bemerkbar.
Bremen Fast ein halbes Jahr schon liegen die globalen Meerestemperaturen extrem hoch. Bei vielen Korallenriffen – insbesondere im Atlantischen Ozean – machen sich die Folgen inzwischen immer stärker bemerkbar. Aktuell seien etwa Riffe der Karibik und des Golfs von Mexiko stark betroffen, sagte Christian Wild, Leiter der Arbeitsgruppe Marine Ökologie der Universität Bremen, der dpa. Dort seien die Wassertemperaturen derzeit extrem hoch. Auch für viele andere Riffe im Indischen und Pazifischen Ozean erwarte man in den nächsten Wochen und Monaten Bleichen.
Steinkorallen muten eher wie Pflanzen an, sind aber sogenannte Nesseltiere. Als Bleiche wird ein Verblassen der oft farbenprächtigen Korallen bezeichnet. Sie leben mit verschiedenfarbigen Algen in einer Gemeinschaft zum gegenseitigen Nutzen. Bei hohen Temperaturen stoßen die Korallen die Algen jedoch ab und verlieren so ihre Farbe. Sie wachsen nicht mehr und können sich schlechter gegen Feinde und Konkurrenten wehren. Kehren die Mikroalgen innerhalb einer bestimmten Zeit zurück, weil sich die Wassertemperaturen wieder abkühlen, kann sich die Koralle erholen, andernfalls stirbt sie.
„In den letzten Jahrzehnten hat die Häufigkeit von Korallenbleichen drastisch zugenommen, sodass den Korallen immer weniger Erholungszeit bleibt“, erklärte Wild. In diesem Jahr sind die Bedingungen besonders schlimm: Schon seit März weist die Oberfläche der Meere der US-Plattform „Climate Reanalyzer“ zufolge global Rekordtemperaturen für den jeweiligen Monat auf. Im April und nun seit einiger Zeit erneut wurden Tageswerte von 21,1 Grad erfasst – das war in den rund 40 Jahren Aufzeichnung zuvor noch nie der Fall. Neben der Erwärmung des Meerwassers spielen auch die Versauerung sowie Faktoren wie Überdüngung und Überfischung beim Absterben von Korallen eine Rolle, so Wild.