Gewalt in Schweden eskaliert

Blutige Konflikte zwischen Gangs nehmen zu. Immer mehr Teenager involviert.
Stockholm Die Lage in Schweden ähnelt derzeit eher einem Krimi von Stieg Larsson als einer friedlichen Erzählung von Astrid Lindgren. Das Land hat durch die immer wieder eskalierende Gewalt unter kriminellen Gangs arge Risse erhalten. Sieben Menschen wurden jüngst innerhalb von nur zehn Tagen rund um die Hauptstadt Stockholm erschossen. Im Durchschnitt einmal pro Tag fallen irgendwo im Land Schüsse. Immer wieder sind Minderjährige beteiligt.
Drogengeschäft
Die Bandenkriminalität in Schweden ist nichts grundlegend Neues. Seit mehreren Jahren schon hat das skandinavische EU-Land damit zu kämpfen. Dutzende Gangs liefern sich Konflikte, laut der Regierung sind momentan schätzungsweise 30.000 Menschen Mitglieder dieser Banden. Dabei geht es in erster Linie um das große Geld, das im lukrativen Drogengeschäft zu holen ist. Schweden ist nach Angaben des schwedischen Zolls längst zu einem Transitland für Kokain aus Lateinamerika auf dem Weg nach Europa geworden.
All das führt zu Gewalt: In den ersten 258 Tagen des Jahres 2023 gab es laut offizieller Polizei-Statistik mehr als 260 Schusswaffenvorfälle mit 34 Toten und 71 Verletzten – manche Opfer der vergangenen Tage sind da noch nicht mit eingerechnet. Zum Pulverfass hat sich gerade die Hauptstadtregion um Stockholm und die Universitätsstadt Uppsala entwickelt. Hier wurden zwischen dem 7. und 16. September gleich sieben Menschen erschossen, darunter auch mindestens ein Unbeteiligter ohne Kontakte ins Bandenmilieu. Im Zentrum der jüngsten Gewaltwelle steht der 36 Jahre alte Anführer des sogenannten Foxtrot-Netzwerks. Er ist in Schweden unter dem Namen „der kurdische Fuchs“ bekannt und soll sich mit einem 33 Jahre alten anderen führenden Mitglied des Netzwerks überworfen haben. Beide sollen sich in der Türkei versteckt halten. Nach Informationen des Rundfunksenders SVT nahm dort Anfang September die jüngste Gewalt ihren Anfang. Dieser Konflikt wurde in kürzester Zeit nach Schweden getragen. Seitdem jagt eine Racheaktion die nächste – und Schweden ist geschockt, wie zunehmend Minderjährige in die Gewalt hineingezogen werden, manche davon 14 Jahre und jünger.
Angelockt werden die Jugendlichen von den Gangs unter anderem mit teurer Kleidung, Geld und einem Gefühl von Gemeinschaft.