“Größte Klimaklage aller Zeiten”

Welt / 27.09.2023 • 22:38 Uhr
Die sechs jungen Portugiesen beim Prozess um den Klimaschutz in Straßburg. Mit einem Urteil wird erst in einem Jahr gerechnet. AFP
Die sechs jungen Portugiesen beim Prozess um den Klimaschutz in Straßburg. Mit einem Urteil wird erst in einem Jahr gerechnet. AFP

Junge Portugiesen verklagen 32 Staaten in Europa auf Klimaschutz.

Straßburg Sechs Kinder und Jugendliche wollen die Regierungen von Österreich und 31 weiteren Staaten in Europa dazu zwingen, in Zukunft viel mehr für den Schutz der Umwelt zu tun. Die von den jungen Portugiesen vor drei Jahren eingereichte Klimaklage wurde am Mittwoch in Straßburg vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) verhandelt.

Der Vorstoß vor dem EMGR wurde von Medien und Umweltschutzgruppen als „historisch“ und „als größte Klimaklage aller Zeiten“ bezeichnet. Neben dem Alter der Kläger – sie sind zwischen elf und 24 Jahren – sind die Größe des Prozesses und die Zahl der angeklagten Länder ungewöhnlich. Aufseiten der gerügten Regierungen waren mehr als 80 Anwälte im Gerichtssaal anwesend. Die Kläger wurden von lediglich sechs Anwälten vertreten.

Wenn die Kläger und Klägerinnen Recht bekommen, könnte der EGMR die Regierungen der EU-Mitgliedsländer und der mit­angeklagten Staaten Norwegen, Russland, Türkei, Schweiz und Großbritannien auffordern, ihre Treibhausgasemissionen zu verringern und strengere Klimaziele zu beschließen und einzuhalten. Mit einem Urteil ist zwar erst nächstes Jahr zu rechnen. Einer der Kläger, Martim Duarte Agostinho, meint aber, man dürfe keine Zeit verlieren. „Ohne dringende Maßnahmen zur Reduzierung der Emissionen wird mein Wohnort bald zu einem unerträglichen Ofen werden“, sagte der 20-Jährige aus Leiria vor der Anhörung. Anlass für die Klage von Mariana und Martim, für ihre Schwester Claudia (24) sowie für Catarina Mota (23) und die Geschwister Sofia (18) und André Oli­veira (15) waren die verheerenden Brände von 2017 in ihrem Heimatland, bei denen mehr als 100 Menschen starben und riesige Waldgebiete zerstört wurden.