Darum steht der Bergung der Säntis jetzt nichts mehr im Weg

Schiffsbergeverein hat nach turbulenten Monaten gute Nachrichten zum Jahresende.
Darum geht’s:
- Die Hebesäcke zur Bergung des versunkenen Dampfschiffs sind eingetroffen.
- Die Schiffsexperten haben den Bergeponton und den Tauchroboter weiterentwickelt und getestet.
- Die Experten haben erfolgreich die Tankbelüftung des Wracks untersucht und keine Gefahr für die Umwelt festgestellt.
Romanshorn Diese Mission hat 2023 für viel Aufsehen gesorgt: Im April hatten sich Enthusiasten zusammengeschlossen, um das 1933 absichtlich versenkte Dampfschiff “Säntis” zu bergen. Es liegt etwa fünf Kilometer vor dem Schweizer Ufer in über 200 Metern Tiefe auf dem Grund des Bodensees. Pünktlich zu Weihnachten gab es ein besonderes Geschenk für die Crew um Silvan Paganini, Präsident des Schiffsbergevereins.
Die zwölf Hebesäcke, mit denen das Schiff an die Oberfläche geholt werden soll, sind mittlerweile nämlich in Romanshorn angekommen. Innerhalb eines Monats wurden sie im chinesischen Qingdao produziert. Dann ging es auf eine lange, rund zweimonatige Reise. Im Seecontainer schipperten die Säcke durch das chinesische Meer, die Straße von Singapur, die Straße von Malakka, den Indischen Ozean, den Suezkanal, das Mittelmeer, den Atlantik, den Ärmelkanal und schließlich bis in die Nordsee. “Anfang Dezember sind sie in Hamburg angekommen und nach einigen Zollformalitäten mit einem Fern-Lkw nach Romanshorn transportiert worden”, berichtet Paganini.

Die Zeit bis dahin hatten die Schiffsexperten aber nicht ungenutzt verstreichen lassen. “Neben dem Stahlbau wird der Bergeponton intensiv weiterentwickelt und an den zweiten Prototypen gebaut und getestet”, berichtet der Schweizer. Ein weiterer Arbeitsbereich sei der Vortrieb des Tauchroboters Rupflin gewesen, der bereits im Wasser getestet wurde und weiter optimiert wird.

Zwei Tauchroboter im Einsatz
Ein Augenmerk lag zudem auf dem Einhacksystem. Drei verschiedene Versionen wurden getestet, wie die Bergeleine an der Bergungsplattform befestigt werden soll. “Weiterhin müssen die Strom-, Wasser- und Luftversorgung sowie viele andere Komponenten definiert, gebaut und getestet werden. Die Arbeit geht nicht aus”, sagt Paganini.
Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Iframely angezeigt.
Doch es gab auch wieder Zwischenerfolge, die gefeiert werden konnten. So ist es dem Schiffsbergeverein zum Beispiel gelungen, in einem komplexen Vorhaben mit zwei Tauchrobotern gleichzeitig in das Wrack einzudringen. “Das war notwendig, um die Tankbelüftung zu lokalisieren”, erklärt Paganini. Wie viele anderen Leitungen, die zum Oberdeck führten, wurde auch diese Leitung abgeschnitten. Damit wiesen die Experten nach, dass Seewasser ungehindert in die Treibstofftanks eindringen und ein regelmäßiger Austausch stattfinden kann.

Damit sei der Beweis erbracht, dass das maximale Treibstofftankvolumen von 6280 Litern in den vier Tanks vollständig geflutet wurde und sich sämtliche Treibstoffreste aufgrund der kontinuierlichen Wechselwirkung mit dem Seewasser aufgelöst haben. “Zudem hat das Schwermetallscreening und die Kohlenwasserstoffanalyse der Bodenprobe, die mit Kurzkerngeräten der ETH Zürich entnommen wurde, keine Gefahren für die Umwelt ergeben.” Es bestehe derzeit also keine Bedrohung für die Umwelt, da die Bleimennige-Farbe immer noch fest mit dem Stahl verbunden sei.
Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Iframely angezeigt.
Bergung für März geplant
Nach einer wahren Achterbahnfahrt der Emotionen nimmt das Jahr für Paganini und Co. also doch noch ein gutes Ende. Erst nach einigem Hin und Her hatte es Ende August überhaupt mit der Finanzierung des Projekts geklappt. Über 200.000 Schweizer Franken kamen bei einem Crowdfunding zusammen und die Mission konnte fortgesetzt werden.
Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Youtube angezeigt.
2024 soll es nun zum wahren Höhepunkt kommen. “Unser Ziel ist es, die Bergung im März vorzunehmen, da die Werft in Romanshorn zu diesem Zeitpunkt für die Konservierungsarbeiten verfügbar sein wird”, sagt Paganini. Die Mission hält also auch für das kommende Jahr wieder Gesprächsstoff bereit.
