Schönborn-Rücktritt angenommen: Seine Abschiedsworte und noch kein Nachfolger

Welt / 22.01.2025 • 15:18 Uhr
Schönborn-Rücktritt angenommen: Seine Abschiedsworte und noch kein Nachfolger
Kardinal Christoph Schönborn nahm Abschied.APA/HANS KLAUS TECHT

Papst Franziskus hat am Mittwoch den Rücktritt von Kardinal Schönborn als Erzbischof von Wien angenommen. Als Übergangslösung bestellte der Vatikan den Wiener Bischofsvikar Josef Grünwidl zum Apostolischen Administrator.

Wien, Vatikan Papst Franziskus hat am Mittwoch den Rücktritt von Kardinal Schönborn als Erzbischof von Wien angenommen. Die Entscheidung wurde im “Bollettino” des Vatikans zu Mittag veröffentlicht. “Ich habe vor allem Gott zu danken, und ich habe Ihnen allen zu danken”, erklärt Schönborn in einem Abschiedsvideo. “Kirche geht nur miteinander, Gesellschaft geht nur miteinander.” In dem Video erinnert er auch an die Schwierigkeiten, die die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle unter seinem Vorgänger mit sich brachten.

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“Ich bin also als amtierender Erzbischof eingeschlafen und als emeritierter Erzbischof aufgewacht – und ich habe keinen großen Identitätsverlust dabei festgestellt”, fasste Schönborn die Ereignisse an seinem 80. Geburtstag dann auch in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Grünwidl zusammen. Zu seiner Zukunft meinte der Kardinal: “Ich habe keine großen Pläne. Ich möchte also ein Altbischof in Rufweite bleiben.” Auch Aufgaben in Rom wird Schönborn weiterhin wahrnehmen.

Schönborn-Rücktritt angenommen: Seine Abschiedsworte und noch kein Nachfolger
Kardinal Christoph Schönborn und der zum Apostolischen Administrator ernannte Josef Grünwidl (l.).APA/HANS KLAUS TECHT

Zur Frage zur Suche nach seinem Nachfolger meinte Schönborn, dass an diesem Thema seit nunmehr fünf Jahren im Vatikan gearbeitet werde. Nun könne es auch sehr schnell gehen, einen konkreten Zeitrahmen nannte der nunmehr emeritierte Erzbischof nicht, denn: “Ich habe keinen Kaffeesud, aus dem ich das lesen könnte.” Es sei kein Geheimnis, dass bereits viele Personen befragt worden seien, merkte Grünwidl an. Ob er selbst Erzbischof werden könnte? “Diese Frage stellt sich für mich derzeit nicht.”

Administrator und Weggefährte

Mit Josef Grünwidl (61) übernimmt ein enger Weggefährte des scheidenden Erzbischofs Christoph Schönborn die interimistische Leitung der Erzdiözese Wien. Als sogenannter “Apostolischer Administrator” soll er diese verwalten, bis der Papst den vakanten Bischofssitz neu besetzt. Der gebürtige Hollabrunner begleitete den scheidenden Amtsinhaber schon in dessen Anfangstagen als Erzbischof – von seiner Ernennung 1995 bis 1998 fungierte Grünwidl als erster Sekretär Schönborns. Er wurde vor genau zwei Jahren von Kardinal Schönborn zum Bischofsvikar für das Vikariat Süd der Erzdiözese Wien ernannt.

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In seiner neuen Funktion darf Grünwidl die Erzdiözese zwar nur verwalten und keine Entscheidungen treffen, die den künftigen Amtsinhaber binden würden. Als formaler Amtsinhaber übernimmt er aber etwa unter anderem auch Schönborns Sitz in der Bischofskonferenz. Der Erzbischof von Wien ist Metropolit der Kirchenprovinz Wien, zu der auch die Diözesen Eisenstadt, Linz und St. Pölten gehören. Die Diözese Wien gibt es seit 1469, seit 1722 ist es eine Erzdiözese.

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Rücktritt 2020 erstmals angeboten

Schönborn hatte bereits Anfang 2020 dem Papst seinen Rücktritt angeboten – wurde dann aber lange nicht erhört. Der Vatikan verlängerte Schönborns Amtszeit zuerst auf unbestimmte Dauer. Christoph Schönborn war laut Kathpress der 32. Bischof von Wien. Seine Amtszeit dauerte vom 14. September 1995 bis zum 21. Jänner 2025, mehr als 29 Jahre und vier Monate. Er ist damit der fünftlängstgediente Bischof Wiens, unmittelbar vor Kardinal Franz König. Am längsten amtierte Kardinal Christoph Anton Migazzi (1757-1803) mit fast 46 Jahren. Mit seinem 80. Geburtstag verliert Schönborn auch das Wahlrecht für eine Papstwahl.

Interview mit Kardinal Schönborn vom Mai 2022

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Zur Person

Josef Grünwidl,

geboren am 31. Jänner 1963 in Hollabrunn (NÖ).

Studien der Theologie und Orgel (Konzertfach).

Weihe zum Diakon 1987 und zum Priester 1988. Anschließend Pfarrer in Kirchberg am Wechsel, Feistritz, St. Corona, Trattenbach und Perchtoldsdorf (alle NÖ). Von 2016 bis 2023 Dechant in Perchtoldsdorf und Vorsitzender des Wiener Priesterrats, ab 2023 Bischofsvikar.