Naturbursche in der Stadt

Götzner eröffnet „Popup-Store“ in Wien, der so schnell wieder weg sein wird, wie er da war.
Wien. (VN-ebi) Sogar die Kleiderstangen haben sie selbst gezimmert. Sie stehen im ersten Stock des Cafés „Edison“ unweit der Universität Wien – nur für zwei Wochen. Popup-Store nennt sich das Konzept, nach dem sie arbeiten. Dabei handelt es sich um Läden, die nur für kurze Zeit geführt werden. Im „Edison“ ist nun eine Gruppe von Vorarlbergern aktiv. Bernd Wagner aus Götzis zählt zu diesem Team namens Alpinisti.
Kleidung auf Naturbasis
Inmitten der Jacken, Hosen und T-Shirts, die im „Edison“ angeboten werden, lässt es sich gemütlich verweilen. Die Klamotten sind zu 100 Prozent natürlich, das ist Wagner wichtig. Er selbst bezeichnet sich als „Berge-Lebensmensch“ und Naturliebhaber und kann diese Begeisterung nun in seinem Arbeitsalltag als Verkäufer ausleben.
Nachdem der Götzner in Vorarlberg die Lehre zum Einzelhandelskaufmann abgeschlossen hatte und nach einem kurzen dreijährigen Intermezzo aus Wien zurückkehrte, war er zehn Jahre in einem Sportfachgeschäft tätig. Es wirkt, als hätte Wagner nur auf den Moment gewartet, nun auch in seinem Beruf „dem Naturburschen“, der in ihm steckt, freien Lauf zu lassen: „Besonders wollen wir den Menschen näherbringen, dass es noch Kleidung auf Naturbasis gibt“, sagt er. Und nachdem die Alpinisti bereits Vorarlberg, Tirol, die Schweiz und Deutschland zum Teil erobert hätten, versuchten sie nun ihr Glück auch im Osten – mit einem sogenannten Popup-Store in Wien. Dieser könne als Pionierleistung angesehen werden, denn „in Vorarlberg habe ich niemanden gefunden, der so etwas schon einmal gemacht hat“, erzählt der 33-Jährige.
Eine etwas andere „Filiale“
Das Konzept der Popup-Stores stammt ursprünglich aus den USA und wurde von jungen Designern entwickelt, die ihre Kollektionen vorstellen wollten. Immer mehr große Firmen und Marken haben diese ungewöhnliche Art des Verkaufs übernommen, so auch der Vorarlberger Bernd Wagner: „Normalerweise werden dafür leerstehende Gebäude angemietet.“ Dass der Verkäufer nun die neueste Alpinisti-Kollektion im „Edison“ präsentiert, liege aber mehr daran, dass es schwierig gewesen sei, „einen für Popup-Stores ‚üblichen‘ Ort in Wien zu finden“, zudem arbeite auch eine Vorarlberger Freundin in diesem Café. Vor nicht einmal einem Jahr habe sie ihn gefragt, ob er schon einmal an einen solchen Store gedacht habe. Lange überlegt hatte Wagner nicht und bereits im August mit dem Eigentümer des Cafés die konkreten Eckpunkte besprochen. Lange wird der 33-Jährige auch nicht in Wien bleiben: nur für zwei Wochen. Für Popup-Stores ist bezeichnend, dass sie so schnell wieder weg sind, wie sie da waren.
Die Tür zur Stadt öffnen
„Die Idee kommt an, und den Leuten gefällt es“, freut sich der Götzner. Die Kunden für ihre kurzzeitige Wiener Filiale erreichte er vorab nur über Facebook und Mundpropaganda. „Es sind natürlich viele Vorarlberger, die zu uns kommen. Davon gibt es ja einige in Wien.“ Die Alpinisti bieten dort und in ihrer Zentrale in Götzis legere Kleidung an, die sowohl für sportliche Aktivitäten am Land und auf den Bergen als auch für den „klassischen Städter“ taugt. Und für Letzteren will Wagner nun in Wien – nicht marktschreierisch, aber doch mit einer für Österreich noch unüblichen Idee – die Türe zu dieser Kollektion öffnen. Der Verkäufer versucht damit neue Händler zu finden, um auch in der Großstadt mit einer Marke aus dem Ländle durchstarten zu können.
Viele Vorarlberger kommen zu uns. Davon sind ja viele Wien.
Bernd Wagner
Zur Person
Bernd Wagner
Verkäufer beim Vorarlberger Sportmodeunternehmen Alpinisti
Geboren: 18. 11. 1978 in Feldkirch
Ausbildung: Lehre zum Einzelhandelskaufmann
Freizeit: Biken, Laufen, „viele andere Sportarten“ und Ausgehen