Unermüdlich engagiert

Margot Pires unterstützt burmesische Minderheiten, die nach Indien flüchteten.
Wien. (VN-ebi) Mitten in Delhi in einem Slum-Gebiet, wo Flüchtlinge aus Burma leben, leitet die Vorarlbergerin Margot Pires ein ganz besonderes Projekt. Sie sammelt als Geschäftsführerin des Austrian Burma Centers nicht nur Spenden für den Aufbau von Schulen und Gesundheitsinitiativen, sondern fördert Männer und Frauen in der Gründung eines kleinen Unternehmens, das mehr Unabhängigkeit und Selbstvertrauen schaffen soll. Die Flüchtlinge produzieren Jute-Taschen, die derzeit vorwiegend in Österreich vertrieben werden. Die Einnahmen kommen ihnen zugute.
Von einem Tag in den anderen
„Die Regelmäßigkeit ist die Herausforderung“, so Pires. Denn die Flüchtlinge können nur im informellen Sektor arbeiten und von einem Tag in den anderen leben – unter bedrückenden Umständen. Für die indische Regierung existieren sie eigentlich nicht. Das Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen führt die Asylverfahren durch, woraus sich aber keine weiteren Ansprüche ergeben.
„Mein Ziel ist es, stabile Jobs zu schaffen“, erklärt die 39-Jährige. Bereits drei Mal ist sie in diesem Jahr nach Indien gereist, um die Flüchtlinge dort zu schulen und sie bei organisatorischen Anliegen – zum Beispiel dem Kauf von Rohmaterialien oder Projektabrechnungen – zu unterstützen. Das Austrian Burma Center zählt zu den wenigen Organisationen, die dort direkt vor Ort tätig sind.
Eigentlich war Pires noch nie in Burma. Alles begann während ihrem Studium der Sozial- und Kulturanthropologie in Wien. Damals – 2004 – lernte sie Mitglieder der burmesischen Exilregierung und Flüchtlinge kennen, die vor den Repressionen der Militärdiktatur aus dem Land fliehen mussten. Demokratiebildung und Menschenrechte im Land voranzutreiben, war ihnen ein besonderes Anliegen. In Österreich gab es jedoch keine Organisation, die sich damit beschäftigte. Deshalb hatten die Vorarlbergerin und zwei ihrer Studienkolleginnen dieses Projekt in Angriff genommen: Das Austrian Burma Center war geboren.
Mit dem Studium kombiniert
Pires hat es über die gesamte Zeit geschafft, ihr Studium mit einer Herzensangelegenheit zu verbinden. Im Zuge ihrer Doktorarbeit suchte sie zum ersten Mal nach burmesischen Flüchtlingen in Indien. Und es sei gar nicht schwer gewesen, Menschen zu finden: „Sie möchten sogar ihr Schicksal mit der Welt teilen.“ Denn leider würden Minderheiten, die geflüchtet seien, oft zu wenig gehört.
Verkauf von Jute-Taschen
Auch nach dem Diplomstudium hat das Engagement der Vorarlbergerin nicht nachgelassen. „Wissenschaftlich war ich interessiert, weil es noch wenig Forschung zu dem Thema gegeben hat. Persönlich konnte ich mich sehr mit dem Projekt identifizieren“, erklärt Pires. Während ihrer Arbeit im Bereich der Medienbeobachtung schaffte sie es, für die wenigen burmesischen Flüchtlinge in Österreich eine Ansprechperson zu sein und auch unter anderem ein Schulprojekt in Indien dank vieler Spenden zu verwirklichen.
Heute steht sie kurz vor dem Abschluss des Doktoratsstudiums und mit dem Jute-Projekt vor großen Herausforderungen: „Wir suchen immer wieder nach neuen Auftraggebern. Dieses Jahr haben die Flüchtlinge bereits rund 6000 Jute-Taschen – bedruckt oder bestickt mit unterschiedlichsten Motiven vom Weihnachtsmann bis hin zu Weintrauben – verkauft.“
Mein Ziel ist es, stabile Jobs für die Flüchtlinge zu schaffen.
Margot Pires
Zur Person
Margot Pires
Geschäftsführerin des 2005 gegründeten Austrian Burma Centers
Geboren: 9. August 1973, Feldkirch
Ausbildung: Studium der Sozial- und Kulturanthropologie in Wien
Freizeit: Fotografie, Musik, Blumen,
www.austrianburmacenter.at