Schotten würden staunen

Wetter / 02.12.2012 • 19:23 Uhr
Arthur Nägele hat sich – vom Vater erblich vorbelastet – der Qualität von Spirituosen verschrieben. Foto: Nägele
Arthur Nägele hat sich – vom Vater erblich vorbelastet – der Qualität von Spirituosen verschrieben. Foto: Nägele

Whisky vom Bodensee? Arthur Nägele ist Experte. Er spricht von „Weltklasseprodukten“.

Gaissau. (VN-tm) Irgendwann, sagt Arthur Nägele mit großer Bestimmtheit, wird das sein Brotberuf. Dann legt er alle Marketingagenden beiseite und kümmert sich nur noch um die Qualität von Hartgebranntem. Wie es der Vater schon getan hat, freilich ein wenig internationaler.

Im Herbst 2012 nahm der gebürtige Gaißauer zusammen mit Peter Dürr von der Eidgenössischen Forschungsanstalt Agrosop am Zürichsee in einer ersten, großangelegten Verkostung ein Produkt unter die Lupe, das im Alpenraum noch immer zu den Exoten zählt. Und doch können sich „Säntis Malt“ aus dem Appenzell und „Glen Rhine“ aus Marbach gut mit den großen Namen schottischer Herkunft messen. Mehr noch: „Unsere Schnapsbrenner destillieren viel sauberer, weil sie gewohnt sind, Obst zu brennen.“ Deshalb reiht Arthur Nägele den Whisky aus den Alpen mühelos unter die „Weltklasseprodukte“ ein.

Ins kalte Wasser geworfen

Ihn selber katapultierte ein trauriger Anlass mitten hinein ins Schnapsgeschäft. Sein Vater starb früh und plötzlich. „Da steht man dann mit 13 Jahren vor 2000 Litern Maische, die der Vater noch eingemaischt hat.“ Arthurs Mutter schüttelte den Kopf: „Das schaffen wir nie.“ Aber der Bub hat kräftig angepackt. Lange genug zugesehen hatte er seinem Vater ja.

Vom heimischen Obstbrand hin zu Whisky und Rum führt ein langer Weg. „Wir haben in den 1990er-Jahren die ersten Schnapsverkostungstage im Bodenseeraum organisiert.“ So ab 1995 haben sich dann die Obstbrenner mehr und mehr internationalen Produkten zugewandt. Heimischer Whisky wurde erst 1999 bei den Verkostertagen zugelassen.

Er ist noch immer eine Seltenheit. „In ganz Österreich haben wir rund 75.000 Schnapsbrenner, aber nur 18 Whisky-Erzeuger.“ Dass deren Zahl in den Tälern rund um den Bodensee steigt, hat auch monitäre Gründe: „Seit 1999 darf man etwa in der Schweiz Whisky brennen. In der ganzen Eidgenossenschaft wird mehr Whisky importiert als Obstbrände destilliert werden. Die heimischen Brenner wollen schlichtweg im Business bleiben.“

Und das tun sie gekonnt. Nägele klingt ein wenig verärgert, wenn er erzählt, dass der Konsument noch immer den schottischen Whisky als „die Krone der Schöpfung“ betrachtet. Dabei greifen die heimischen Brenner bereits versuchsweise zu alten Buchenscheitern, um ihren Erzeugnissen auch noch die rauchige Note zu verleihen, die der schottische Torf über Jahrtausende ausgeprägt hat.

Rum aus dem Ländle

Ganz zu schweigen von den ersten Rumerzeugnissen, die dem Bodenseeraum karibisches Flair verleihen: Was die Klauser Grafenwaldbrennerei als „Earls Forrest“ in Flaschen abfüllt, hat Nägele schon gekostet. Pfanner in Lauterach hält seinen Rum aus südamerikanischer Melasse noch unter Verschluss.

Doch zurück zur „Ersten Alpine Whisky Challenge“ vom Herbst 2012, in deren Verlauf der gelernte Barkeeper und Tourismusfachmann 42 Proben aus vier Ländern entgegennahm. „Sieben Fachleute aus Österreich und Deutschland degustierten blind jedes einzelne Produkt.“ Vier Sieger kommen aus der Schweiz, auch die Schwarzwälder Kinzigbrennerei belegte einen Spitzenplatz. Aus Vorarlberg landeten die Brennereien Pfanner und Broger „im sehr guten Mittelfeld“. ##Thomas Matt##

In der Schweiz wird mehr Whisky importiert als Schnaps gebrannt.

Arthur Nägele

Zur Person

Arthur Nägele

hat eben zum ersten Mal Whisky aus dem Alpenraum getestet und prämiert.

Geboren: 8. März 1973

Ausbildung: Brennerei des Vaters, Tourismusfachschule in Bludenz, Studium des Tourismus-Managements in Innsbruck

Laufbahn: Barkeeper im Bregenzer Hotel Messmer und im Hotel Einstein (St. Gallen), Direktionsassistent im Hotel Bad Horn, heute fürs Marketing einer Hotelkette zuständig

Familie: verheiratet, zwei Kinder, neun und drei Jahre alt

Details der Bewerung im Internet unter www.alpinewhisky.info