Gegen den Wind kreuzen

Wetter / 21.04.2013 • 17:22 Uhr
Der Harder Herbert Denzel hat Beruf und Hobby gekonnt verbunden und ist Segelmachermeister. Foto: VN/HOFMEISTER
Der Harder Herbert Denzel hat Beruf und Hobby gekonnt verbunden und ist Segelmachermeister. Foto: VN/HOFMEISTER

Der Segelmacher Herbert Denzel fabriziert Segel – von klassisch bis Hightech.

Hard. (VN-bem) Die Begeisterung für das Segeln hat den Harder nicht am Bodensee gepackt. Nein, im fernen Mexiko hat ihn die Leidenschaft für das Wasser, den Wind und das Reisen mit 19 Jahren ergriffen und seitdem nicht mehr losgelassen. „Meinen Traum, ein Jahr lang exotische Inseln und Länder zu bereisen, habe ich in Cabo San Luca in Mexiko in die Tat umgesetzt“, erzählt Herbert Denzel und fügt an, dass er auf einen Tipp hin in den örtlichen Segelclubs am Schwarzen Brett für „Hand gegen Koje“ (günstiges Mitsegeln für Unterstützung bei Arbeiten an Bord) fündig wurde.

Auf privaten Segelschiffen ging es dann von Mexiko aus auf große Fahrt in den Südpazifik über Panama, Ecuador, die Galapagosinseln, Marquesas-Inseln, Cook-Inseln, Samoa, Hawaii und Los Angeles. „Die Erlebnisse waren auch Grund, mich näher mit dem Segeln zu befassen“, sagt der 43-jährige Segelmachermeister.

In Hard betreiben er und sein Geschäftspartner, Bootsbaumeister Philipp Falk (36), seit 2008 die Segelmacherei und Bootswerft „Segel und mehr“. Getestet werden die neu konstruierten Hightech-Segel von Denzel und Falk mit dem eigenen Regattaboot – „im großen Windkanal“, dem Bodensee, müssen sie standhalten und den Ansprüchen gerecht werden.

„Ein Stück Tuch“ formen

Am österreichischen Bodenseeufer ist Herbert Denzel der einzige Segelmacher. Der gelernte Schlosser kann bereits 15 Jahre Erfahrung im Handwerk des Segelmachens vorweisen. „Hier in Österreich kann man Segelmachen nicht in einer klassischen Lehre erlernen. Ich bin, um meine Fertigkeiten im Segelmachen zu erlernen, an den Salzburger Wolfgangsee zur Firma Raudaschl gegangen.“ 2011 absolvierte er dann in der Hansestadt Hamburg die theoretische und praktische Meisterprüfung zum Segelmacher. Die Lehre dafür erfolgte autodidakt. Was ihn am Beruf besonders reize, sei die Kunst, einem Segeltuch oder einer Segel-Membrane durch eine besondere Formgabe eine bestimmte Leistung vorzugeben.

Heutzutage werden Segeldesigns, so der Segelmachermeister, am Computer kon­struiert. Im Kundengespräch werden laut dem Experten Bedürfnisse und Anforderungen, die der Kunde an das Sportgerät hat, eruiert. Dies gebe bereits Material, Form und Qualität des Segels vor. Zum Vergleich: Ein klassisches Segeltuch habe eine Lebensdauer von 20 Jahren – in der Formel-1-Klasse der Segel, wie das einteilige Hightech-Membransegel für den Regattasport, werden die Segeltücher hingegen nach rund sechs Jahren ausgetauscht. „Der Laserplotter schneidet dann aus dem jeweiligen Material die vorgegebenen Schnittmuster aus. Die Stoffbahnen werden zunächst zusammengelegt und mit Klebeband fixiert, um die Harmonie des Segel-Profils zu überprüfen“, erklärt der Harder die verschiedenen Schritte – von der Planung zum fertigen Segel. Dann startet das Vernähen und Verkleben der Doppelungen. Im Anschluss werden noch Applikationen, Windfäden und Trimmstreifen angebracht.

„Ein Ziel ist es, noch einmal eine Auszeit zu nehmen und mit dem Segelschiff rund um die Welt zu reisen“, blickt er in die Zukunft. Als Ausgangspunkt für seine Weltumsegelung kann er sich Südafrika vorstellen. „Wenn man mit dem Segelboot reist, hat man alles, was man braucht, mit dabei. Man muss sich nur mit Wasser und Wind verbunden fühlen“, findet er am Segelsport außergewöhnlich.

Wenn man mit dem Segelboot reist, hat man alles, was man braucht, mit dabei.

Herbert Denzel

Zur Person

Herbert Denzel

konstruiert und fertigt Segel aus Segeltuch und für den Regattasport aus Hightechmaterialien.

Geboren: 20. September 1969 in Bregenz

Ausbildung: Schlosser, Segelmachermeister

Hobby: Segeln, Wandern, Radfahren, Wassersport

Familie: zwei Kinder

Motto: Ideen und Ziele verfolgen und realisieren