Mit 85 bei Regatten dabei

Wetter / 31.05.2013 • 19:12 Uhr
Heinz Wagner-Wehrborns Name wurde insgesamt vier Mal als Sieger in den Herzog-Carl-Pokal graviert. Foto: Thüringer
Heinz Wagner-Wehrborns Name wurde insgesamt vier Mal als Sieger in den Herzog-Carl-Pokal graviert. Foto: Thüringer

Heinz Wagner-Wehrborn geht die Freude am Segelsport nicht aus.

Segeln. (VN-ht) Er ist ein Urgestein unter den Seglern, vor allem unter den Liebhabern klassischer Formen, wie es die 30er Schärenkreuzer sind. Die Eigner dieser Schiffe bilden am See eine bestens funktionierende Gemeinschaft, wovon viele Besitzer moderner Flitzer nur träumen können. Während an jeder 30er-Regatta im Durchschnitt 20 Boote teilnehmen, brechen moderne Klassen wegen zu geringer Zahlen zusammen. Wagner-Wehrborn bezeichnet sich als „Spätberufener“, weil er erst im Alter von 40 Jahren zu segeln begann. Ein Freund aus dem Bregenzer Segelklub nahm ihn 1967 auf seinem 30er zur Langstreckenregatta „Rundum“ mit. „Von da an träumte ich nur mehr von so einem Schiff“, erinnert er sich.

Kauf des ersten Schiffes

1969 realisierte sich Wagner-Wehrborn den Traum vom eigenen 30er und erwarb ein reines Holzschiff, die „kleine Elisabeth“, die heute noch im Segelhafen steht. Als wenige Jahre darauf die Bootsrümpfe aus GFK, einem glasfaserverstärkten Kunststoff, gebaut wurden, stieg er 1973 auf die „Elisabeth II“ um. „Ich habe von Anfang an regattiert“, was zuerst „ein hartes Brot“ war. Schon im zweiten Jahr landete er im Mittelfeld. Dann kam es zu einem Glücksfall. Wagner-Wehrborn lud einen jungen Segler ein, seine „Elisabeth II“ zu steuern. „Als der gleich einen ersten Platz herausfuhr, war alles klar: Steuermann Kurt Huppenkothen muss bleiben.“ Und er blieb mit noch zwei Crewmitgliedern jetzt schon seit 25 Jahren bei ihm. „So lange mit der gleichen Mannschaft gibt’s normal gar nicht“, wundert er sich selbst.

Erst vor zwei Wochen gewann er zum vierten Mal den Herzog-Carl-Pokal in Friedrichshafen in beeindruckender Manier: vier Wettfahrten, vier Siege. Wie macht das der Heinz, rätselt die Konkurrenz. „Der Mannschaft geht’s bei mir gut“, sieht er als wichtigsten Grund. „Steuermann Kurt hat ein perfektes Timing für alle Manöver“, und überhaupt sei das Zusammenspiel der Crew perfekt. Dass Bootsausrüstung und Segel top sein müssen, ist ohnehin klar.

Einen Tiefpunkt erlebte Wagner-Wehrborn 1996. Noch vor dem Start rammte ihn in der Harder Bucht ein Gegner mittschiffs. „Sein Bug räumte unser Deck ab und traf mich dabei im Rücken“, berichtet er. „Sechs Rippen ab, Lunge perforiert, Bluterguss am Herzrand – ich hatte riesiges Glück.“ Schiff und er wurden repariert, im Frühjahr darauf ging er wieder auf die Regattabahn.

„Rundum“ reizt nicht mehr

400 Boote kreuzen aktuell vor Lindau bei der „Rundum“, sein Schiff nimmt ohne den Eigner teil. „Nach der 40. „Rundum“ hatte ich plötzlich genug. Es war nass, kalt und die Anstrengung in der Flaute im Überlingersee schien mir plötzlich sinnlos.“ Wagner-Wehrborn stört mittlerweile der hohe Zufallsanteil. „Womöglich erreicht man wegen Windmangels schuldlos nicht einmal das Ziel.“

Im Herbst feiert Wagner- Wehrborn 40 Jahre „Elisabeth“. Er ist sich freilich im Klaren: „Will ich weitermachen, muss ich mich fit halten.“ Mit zunehmender Windstärke fühlt er sich doch schon manchmal überanstrengt. „Die Crew gleicht das aber aus.Es schaut nicht aus, dass mir die Freude an diesem schönen Sport ausgeht“, äußert er sich optimistisch.

Zur Person

Heinz Wagner-Wehrborn

Er ist das Urgestein der Ländle-Szene und Liebhaber der Schärenkreuzer.

Geboren: 12. 10. 1927 in Dornbirn

Beruf: Pensionist, zuvor in der Textilbranche

Familie: verheiratet, drei Kinder

Hobbies: Jazz, Blasmusik, (war 20 Jahre Vorstand der Dornbirner Stadtmusik), Geschichte, Astronomie