„Naturnah, nachhaltig und ökonomisch sinnvoll“

Wetter / 11.06.2013 • 19:49 Uhr
Walter Amann (41), Förster und studierter Biologe. Foto: Sta
Walter Amann (41), Förster und studierter Biologe. Foto: Sta

Im Spannungsfeld zwischen Ökologie und Ökonomie arbeitet Walter Amann, Leiter der Forstbetriebsgemeinschaft Jagdberg.

Schnifis. (VN-sta) Obwohl Walter Amann (41) den Großteil seiner Arbeitszeit in seinem Büro verbringt, kennt er das Waldgebiet von Sat­teins bis Thüringerberg wie seine eigene Westentasche. Das muss er auch. Denn als Geschäftsführer der Forstbetriebsgemeinschaft Jagdberg ist er für die Holzvermarktung, Aufforstung und Pflege von rund 1000 Hektar Wald verantwortlich. Daneben engagiert sich der baumlange Hohenemser ehrenamtlich für den Waldverein, der sich für naturnahe und nachhaltige Waldbewirtschaftung einsetzt. Nachhaltigkeit ist übrigens auch das Thema der gerade laufenden „Woche des Waldes“. Der Verein veranstaltet hierzu eine Exkursionsreihe, die am 22. Juni startet.

Die Forstbetriebsgemeinschaft Jagdberg mit Sitz in Schnifis, ein Zusammenschluss von mittlerweile fünf Gemeinden und fünf Agrargemeinschaften, wurde im Jahr 2001 als österreichweites Vorreitermodell gegründet. Walter Amann, studierter Ökologe und ausgebildeter Förster, war von Anbeginn dabei und leitet den Betrieb bis heute. Dabei muss er stets den schwierigen Spagat zwischen Ökonomie und Ökologie bewältigen. „Das ist keine leichte Aufgabe“, gibt der 42-Jährige unverblümt zu. „Auf der einen Seite muss ich Geld erwirtschaften, auf der anderen Seite liegt mir als Biologe der Schutz der Natur am Herzen.“ Trotzdem kann Amann eine positive Bilanz ziehen: Der Zustand des Waldes sei besser denn je, und auch die betriebswirtschaftlichen Erfolge blieben nicht aus. „Früher gab es hier so gut wie keine planmäßige Bewirtschaftung. Da haben wir schon sehr viel in Bewegung gebracht, auch was die Vielfalt der Baumarten und die Struktur des Waldes anbelangt“, erklärt der Förster. Die Liebe zur Natur und zum Wald wurde Amann übrigens nicht in die Wiege gelegt. „Mein Vater ist zwar Kleinwaldbesitzer, aber ich fühle mich nicht genetisch vorbelastet. Das richtige Interesse für die Materie kam erst in der Forstschule.“

Zu viel Wild

Sorgen bereiten dem Forstwirt die teilweise großen Schäden, die das Wild anrichtet. „Wir haben die höchsten Wildbestände seit eh und je. Das ist ein Riesenproblem“, sagt Amann und legt seine Stirn in Falten. Scharfe Kritik übt er dabei vor allem an der „Massentierhaltung“ von Rotwild. Seine Forderung: Fütterungen reduzieren und deutlich mehr Abschüsse. Zum Glück, so räumt Amann ein, gebe es mittlerweile immer mehr Jäger, die die Zeichen der Zeit erkennen. Ein gesunder Wald brauche eben auch einen gesunden Wildbestand. Weitere Themen, die dem Waldfreund zu schaffen machen, sind die verstärkte Abholzung von Auwäldern zugunsten von Betriebserweiterungen und das Eschentriebsterben, das offenbar immer mehr um sich greift.

Ein gesunder Wald braucht einen gesunden Wildbestand.

Walter Amann

Zur Person

Ing. Mag. Walter Amann

Geschäftsführer der Forstbetriebsgemeinschaft Jagdberg und des Waldvereins

Geboren: 7. April 1972

Ausbildung: Höhere Bundeslehranstalt für Forstwirtschaft, Studium

Laufbahn: zunächst freiberuflich tätig, seit 2001 Leiter der Forstbetriebsgemeinschaft Jagdberg

Familie: verheiratet, zwei Kinder

Hobbies: Skifahren, Moutainbiken, Fischen

Termine und Treffpunkte zur Exkursionsreihe des Waldvereins unter www. waldverein.at