Herr der Gourmet-Tauben

Der Großvater war Bauer. Das Enkelkind träumt davon, einer zu werden. Seit vier Jahren ist sein Traum wahr.
Tobaj. (VN-elle) Mit drei Schwestern wächst Gerhard Methlagl in Nenzing auf, wechselt nach der Volksschule ins Gymnasium der Zisterzienser in Bregenz-Mehrerau, besucht die Krankenpflegeschule in Bregenz und macht anschließend eine Ausbildung zum gewerblichen Masseur und später zum Heilmasseur. 1982 eröffnet er als selbstständiger Masseur eine Vertragspraxis in Bludenz. Von 1995 bis 1999 betreut Gerhard Methlagl das Weltcup-Abfahrtsteam des ÖSV als Sportmasseur. Nach intensiven Praxisjahren erwirbt er die Lehrberechtigung für die Marnitztherapie, bekannt als ganzheitlich wirksame Schlüsselzonenmassage im Bereich der physikalischen Therapien. Fortan unterrichtet er in Deutschland, Österreich sowie in der Schweiz. Parallel betreibt er drei Jahrzehnte lang für rund 20 Tophotels in Lech/Zürs einen Massageservice, der darin besteht, Masseure für ihre Aufgabe zu schulen und beschäftigt bis zu 20 geprüfte Fachkräfte in diversen Hotels am Arlberg. Mit 50 Jahren kauft er einen halb verfallenen Bauernhof samt einigen Hektar Land im Südburgenland. Die Gegend ist ihm durch seine Lehrtätigkeit in führenden Wellness- und Thermenhotels der Region vertraut. Seither züchtet Gerhard Methlagl, der gerne kocht, gut und gesund isst, Speisetauben. Taubenzucht und Lehrtätigkeit passen zeitlich unter einen Hut.
Schlaraffenland
Im Südburgenländischen Hügelland gedeihen Wein, Obst, Gemüse wie Getreide und Mais prächtig. Das Klima ist mild, der Boden fruchtbar, die Sortenvielfalt groß. Basis der Genussregion sind Landwirte, die in überschaubaren Maßen hochwertige Agrikultur betreiben. Sie liefern Gerhard Methlagl jene Körner, die seine Tauben gerne fressen: Mais, Weizen, Ackerbohnen, Erbsen. Die Tiere haben Appetit. 70 Kilo Futter lässt sich ein Taubenpaar im Jahr schmecken. Der an sein Anwesen angrenzende Hof des Schwagers ist das artgerechte Taubenhaus, das bis zu 2000 bis 3000 Brutpaaren Platz bieten kann. Sie können frei in allen Räumen und Volieren ein- und ausfliegen, kennen keine Käfighaltung, sind gesund und wohlgenährt. In diesem mehr als 10 Hektar großen Schlaraffenland tummeln sich bei Wind und Wetter wollige Mangalitza Schweine vom Nachbarn, eigene Hühner der verschiedensten Rassen und die edelsten aller Pferde, Araber. Letztere gehören Gattin Elisabeth, die in einem 5-Sterne-Haus von Bad Tatzmannsdorf die Beauty-Abteilung leitet.
Taubenzucht
Die sprichwörtlich gebratenen Tauben fliegen Gerhard Methlagl nicht in den Mund. Aus rund 3000 Taubenrassen, die ihren Ursprung in der Felsentaube haben, hat er sich auf die Zucht von Hubbel-Tauben spezialisiert. Ihre Heimat sind die USA. Sie gehören seit 100 Jahren zu den besten Fleisch- und Masttauben. Ihr Fleisch ist fettfrei, saftig und wie bei Rebhühnern dunkel gefärbt. Ein Brutpaar bringt bis zu 15 Junge im Jahr. Nach 4 bis 8 Wochen erreichen sie ein Schlachtgewicht von 400 bis 600 Gramm. Die Nachfrage nach Fleischtauben ist seitens der gehobenen Gastronomie hoch. Gerhard Methlagl zählt unter anderem das Steirereck zu seinen Stammkunden. Mit dem gegenwärtigen Bestand kann er die führenden Haubenlokale bis Wien versorgen. Um auf die geplante Zahl von 2000 bis 3000 Zuchtpaaren zu kommen, wird die Taubenzahl schrittweise vergrößert. Den nötigen Nachwuchs züchtet er selbst. „Was ma macht, macht ma g’hörig.“
Mit der Taubenzucht hat sich mein Bubentraum erfüllt.
Gerhard Methlagl
Zur Person
Gerhard Methlagl
ist Lehrmasseur und Taubenzüchter
Geboren: 11. April 1959 in Bregenz
Familienstand: verheiratet, 2 Kinder, 1 Enkelkind
Wohnort: Deutsch Tschantschendorf–Bergen
Lebensmotto: „Sei, was du willst, aber was du bist, habe den Mut ganz zu sein“