Die erste Mette am Altar

Wetter / 23.12.2013 • 18:53 Uhr
Wer ist jetzt hier der Chef: Kaplan oder Domkater? Da gehen die Meinungen auseinander.  Foto: VN/Matt
Wer ist jetzt hier der Chef: Kaplan oder Domkater? Da gehen die Meinungen auseinander. Foto: VN/Matt

Für Neupriester Jochum ist dieses Weihnachten einmalig: Er feiert seine erste Christmette.

Feldkirch. (VN-tm) Wie er das Weihnachtsfest 2013 erlebt? „Aufregend.“ Immerhin sind es für Fabian Jochum die ersten Weihnachten als Priester. Als wolle er ihm beruhigend zur Seite stehen, streicht der getigerte Pfarrkater Nikolaus dem jungen Seelsorger schnurrend um die Beine. In der Feldkircher Dompfarre herrscht eine eigene Hierarchie. Wer an der Spitze steht, ist Ansichtssache. Der Kater hat sowieso alle(s) im Griff. Fragte man Dompfarrer und Generalvikar Rudolf Bischof und seinen Kaplan Fabian Jochum, gäben sie einhellig Pastoralassistentin Gabriela von der Thannen als ihre Chefin an. „Sie verwaltet alle Termine“, bekräftigt Jochum. „Wir sind ja dauernd unterwegs.“

Abstecher nach Hause

Heute, am Heiligabend, wird es nicht anders sein. Am Nachmittag feiert Jochum erst die Kindermette im Dom St. Nikolaus. Um 23 Uhr wird er dann den Gottesdienst in Koblach zelebrieren. Seine erste Christmette. „Dazwischen geht sich ein kurzer Besuch bei meiner Familie in Hörbranz aus.“ Aber Jochum beklagt sich nicht. Im Gegenteil. Ganz aufgeräumt hat er seine Berufung er­griffen, auch wenn in Innsbruck nurmehr zwei Seminaristen als Nachfolger warten. Wer diesen Beruf ergreift, ist ganz bestimmt kein Herdentier. Jochum hat ursprünglich Theologie und Latein mit Blickrichtung Lehramt studiert. Er hat sogar Latein ­unterrichtet, zuletzt am ­Gymnasium in Dornbirn. Nein, da steckt schon eine gehörige Portion Individualismus drin.

Hat er die Predigt schon geschrieben? „Im Kopf hab’ ich sie schon.“ Sie muss nur noch zu Papier gebracht werden. Tauschen sich Priester eigentlich aus? „Na klar.“ Sätze wie „Was predigst Du so?“ seien unter Kollegen gang und gäbe. So wie die „alten Hasen“ den Jungen ja auch anfangs beistehen am Altar. Etwa, wenn es darum geht, sich beim Messbuch nicht in den farbigen Bändeln zu verlieren. „Blau – gelb – rot“ prägt sich Jochum die Reihenfolge ein. Als Diakon wusste er noch: „Der Chef steht immer neben mir.“ Jetzt ist er allein verantwortlich. Ein wenig kribbelig ist das schon.

Von Erwartungen befreit

Was ihn am Weihnachtsfest irritiert, ist der hohe Erwartungsdruck, den das Fest inzwischen auslöst. „Wir sind gestern noch auf den Adventmarkt gegangen und hatten das Gefühl, die Leute wollen das Letzte noch heraus­pressen aus diesem Advent.“ Jochum geht da einen anderen Weg. Er hat sich von ganz vielen Verpflichtungen freigemacht. Weil ihm die Muße für Weihnachtskarten fehlte, hat er es bleiben lassen. „Wer mir wirklich am Herzen liegt, kriegt eben später einen Brief.“ Weil im Hause Jochum lange schon gewichtelt wird, hat er auch nur für ein ­Familienmitglied ein Geschenk besorgt. So geht also Vorarlbergs jüngster Priester, der an Benedikt XVI. die Theologie und an Franziskus das Zeichenhafte schätzt, in die Feiertage. Mit im Gepäck trägt er eine kleine Denksportaufgabe seines Papstes: „Der sagt, die Kirche habe als Aufgabe, Wunden zu ver­binden und zu heilen.“ Ein schöner Satz. In Jochums ­Augen ist das eine klare Heraus­forderung, und zwar für alle, Domkater Nikolaus inklusive.

Durch die Worte des Papstes bin ich selber herausgefordert.

Fabian Jochum
asdf Foto: ???
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Zur Person

Fabian Jochum

Geboren: 1984 in Hörbranz

Ausbildung: nach der Volksschule und dem Gymnasium in Bregenz verbrachte er ein Jahr in Mexiko (Zivilersatzdienst), dann Studium in Innsbruck und Wien (Theologie, Religionspädagogik, Klassische Philologie)

Laufbahn: 2008 Eintritt ins Priesterseminar, ab 2010 Praxiszeit und Religionsunterricht in Dornbirn
St. Martin. Im Juni  2013 zum Diakon geweiht, seit September2013 in der Dompfarre St. Nikolaus und an der HAK in Feldkirch tätig.