Zu Tisch mit der Weltelite

Küchenchef Gernot Bischofberger weiß, was Bill Gates und Co. in Davos schmeckt.
Davos. (VN-ger) Zwölf Scharfschützen auf dem Dach, eingezäunt von einem Stacheldraht, vor dem Eingang Sicherheitsschleusen wie am Flughafen: Das Steigenberger Grandhotel Belvédère in Davos gleicht während der Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums (WEF, 22. bis 25. Jänner) einem Hochsicherheitstrakt. Mittendrin: Gernot Bischofberger. Der 30-jährige Schoppernauer ist Küchenchef in der Nobelherberge und als solcher hauptverantwortlich für die derzeit 70 Köche, verteilt auf vier Küchen.
Es ist Dienstagmorgen, kurz nach acht Uhr. Bischofberger ist schon seit Stunden auf den Beinen. Ein WEF-Arbeitstag dauert für ihn von vier Uhr morgens bis zwei Uhr nachts. Für Nervosität bleibt da wenig Zeit. Aber auch das restliche Jahr sind 16-Stunden-Tage keine Seltenheit. Dafür sind zwei Tage pro Woche fix für seine „Schätze“ zuhause in Schoppernau reserviert. „Ich genieße jede freie Minuten mit meiner Familie. Da kann ich richtig abschalten“, schwärmt der 30-Jährige. Im Steigenberger residiert derzeit die Weltelite aus Wirtschaft und Politik. Große Firmen mieten dort Lounges und laden fast rund um die Uhr zu Partys, Empfängen und Galadinners. „Das Hotel ist komplett umgebaut“, erzählt Bischofberger. Für den Küchenchef bedeutet das 364 Veranstaltungen in einer Woche. Vom Frühstück bis in die Nacht werden an Haupttagen rund 3000 Gäste verköstigt. Auf der Karte stehen selbstredend „nur feine Speisen“. Details dazu dürfen keine nach außen getragen werden. Damit das auch so bleibt, ist sogar der Müllraum von vier Securitys bewacht. Insgesamt werden im Schweizer Alpenkurort rund 2500 Teilnehmer aus 100 Ländern erwartet – darunter über 40 Staats- und Regierungschefs sowie zahlreiche Außenminister aus aller Welt. „So hochkarätige Leute am Tisch zu haben ist schon etwas ganz Besonderes. Normal kennt man die ja nur aus der Zeitung“, sagt der Haubenkoch. Ebenso speziell sind die Arbeitsbedingungen – etwa dann, wenn es um das Essen für den amerikanischen Außenminister John Kerry geht. „Wir dürfen erst anfangen zu kochen, wenn die Sicherheitsleute vom Secret Service daneben stehen“, verrät der zweifache Familienvater. Damit nichts schiefgeht, haben die Vorbereitungen für die Großveranstaltung bereits vor Monaten begonnen. Für Gernot Bischofberger kann es losgehen: „Wir sind bereit.“
Ich genieße jede freie Minuten mit meiner Familie.
Gernot Bischofberger

Zur Person
Gernot Bischofberger
kocht in Davos für die oberen Zehntausend auf
Geboren: 10. Februar 1983
Wohnort: Schoppernau
Familie: verheiratet mit Doris, Kinder Raphael (3 Jahre) und Luzia (bald 1 Jahr)
Beruf: Küchenchef im Hotel Steigenberger Grandhotel Belvédère in Davos
Hobbys: Skifahren, Wandern, Laufen, Motorrad fahren