Herr der Festspiel-Bienen

Bienenstöcke auf dem Festspieldach: Kuno Hutter produziert feinsten Festspiel-Honig.
Bregenz. (VN-mig) Auf dem Dach der Bregenzer Festspiele sind seltene Töne zu hören. Das Summen hat allerdings für einmal keinen musikalischen Hintergrund. Vielmehr sind kleine Arbeitsbienen, die zu Tausenden ausschwärmen, für die ungewöhnliche Geräuschkulisse verantwortlich.
Ihr luftiges Zuhause haben sie Kuno Hutter zu verdanken. Der 35-jährige Hörbranzer ist Haustechniker bei den Festspielen und seit fünf Jahren begeisterter Imker. „Im Internet habe ich davon gelesen, dass in vielen Metropolen Bienen auf Hausdächern gezüchtet werden.“ Hutter nennt etwa die Oper in Paris oder auch die Staatsoper in Wien, die seit vielen Jahren Bienenvölker beheimaten. Warum also nicht Bienen auf dem Dach der Festspiele züchten?
Nachhaltiges Festspielhaus
Bei den Verantwortlichen des Festspiel- und Kongresshaues ist der Hörbranzer auf offene Ohren gestoßen. Dort legt man in allen Bereichen größten Wert auf Nachhaltigkeit. Internationale Auszeichnungen wie der „Meeting Experts Green Award“ belohnen die Bemühungen. Mit der Bienenzucht und dem eigenen Festspielhonig will das Haus sein Image als nachhaltiges Veranstaltungszentrum weiter stärken.
Im Vorjahr hat Kuno Hutter die ersten beiden Bienenvölker auf das Festspieldach gebracht. Mittlerweile sind zwei weitere Völker dazugekommen. Im Sommer sollen dann rund 200.000 Bienen leckeren Honig produzieren. „40 bis 50 Kilogramm könnten es werden“, glaubt der Imker. In kleinen Gläsern werden sie an gute Kunden des Festspiel- und Kongresshauses verschenkt. Die Qualität sei prima, das habe die Premiere im Vorjahr gezeigt. Der Stadt-Honig unterscheide sich kaum von jenem aus ländlicher Gegend. Das Nahrungsangebot für die fleißigen Arbeitsbienen sei jedenfalls ausgezeichnet.
Freizeitbeschäftigung
Kuno Hutter ist Techniker, die Bienenzucht nur ein Hobby. Ein bis zwei Stunden in der Woche muss er sich um seinen Bienenstock in luftiger Höhe kümmern. Am Wochenende oder nach der Arbeit ist er auf dem Dach bei seinen Bienen anzutreffen.
Handschuhe, eine weiße Schutzjacke und ein Imkerschleier sind für ihn Pflicht. Denn der Imker ist Bienen-Allergiker. Darauf gekommen ist Hutter allerdings erst, als ihn nach zwei Jahren die erste Biene gestochen hat. „Seither habe ich immer ein Notfallset dabei. Gestochen hat mich glücklicherweise aber keine Biene mehr.“
Sanftmütige Bienen
Und überhaupt sollen die Festspiel-Bienen besonders sanftmütig sein, verspricht Hutter. Das habe mit der Zucht zu tun. Die „Carnica“-Rasse (Kärntner Biene) eigne sich hier besonders gut.
Die Festspiel-Besucher auf der Seebühne hätten jedenfalls keinen Grund zur Sorge. „Am Wasser gibt es für die Bienen keine Nahrung. Deshalb geht die Flugschneise auch in die andere Richtung.“ Und nach Sonnenuntergang stellen sie den Flugbetrieb ohnedies gänzlich ein.
Bei den Festspielen gibt es für das Engagement ihres langjährigen Mitarbeiters jedenfalls höchste Akzeptanz. Damit wird es wohl auch noch länger Bienen auf dem Dach des Festspielhauses geben. „Mal schauen, wie es sich entwickelt. Ich möchte aber sicher weitermachen“, sagt Kuno Hutter.
Nachdem zuletzt die Zahl der Bienenvölker in Vorarlberg rückläufig war, ist so ein Engagement umso wichtiger. Der Abwärtstrend in der Bienenzucht scheint jedenfalls gestoppt, wie jüngste Zahlen zeigen. Es gebe wieder mehr junge Imker und auch die Zahl der Völker sei seit dem Vorjahr wieder konstant, freut sich Hutter.
Das Nahrungsangebot ist in der Stadt sehr groß.
Kuno Hutter
Zur Person
Kuno Hutter
Festspiel-Techniker und Bienenzüchter auf dem Dach des Festspielhauses
Geboren: 1979
Wohnort: Hörbranz
Beruf: seit 1999 bei den Bregenzer Festspielen (Haustechnik)
Familienstand: ledig