Den Rhythmus im Blut

Alfredo Karl vereint brasilianisches Temperament und deutsche Gründlichkeit.
Götzis. (VN-ger) Das Tanzen liegt Alfredo Karl praktisch im Blut. Die Familie seines Vaters stammt aus Brasilien. In Rio de Janeiro ist der diplomierte Bühnentanzpädagoge denn auch aufgewachsen. „Ich habe schon als Kind getanzt. Meine Mutter hat uns sehr oft mit ins Theater genommen, dadurch habe ich das klassische Ballett auf der Bühne gesehen“, erinnert sich Karl, für den mit sieben Jahren feststand: „Das möchte ich auch machen.“ Immer und immer wieder tat der kleine Alfredo diesen Wunsch kund – bis seine deutschstämmige Mutter schließlich beim Opernhaus in Rio anfragte, wo man denn so tanzen lernen könne.
Von Brasilien in die Welt
Der Grundstein für die Ballettkarriere war gelegt und der junge Mann mit 16 Jahren bereit für die Reise nach Genf, wo er an der L’Ecole de Danse die Ausbildung zum Bühnentänzer absolvierte. Es folgten das Diplom zum Bühnentanzpädagogen an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln sowie diverse Engagements an Staatstheatern in der Schweiz, Deutschland, Frankreich, Holland, Belgien und Österreich. Mit dem Wiener Staatsopernballett schaffte er es unter anderem bis zum Solotänzer für das Neujahrskonzert. „Ich habe gar nicht gewusst, dass da Millionen Menschen vor dem Fernseher zuschauen“, sagt der heute 48-Jährige mit einem Schmunzeln auf den Lippen.
Nach Vorarlberg verschlagen hat es den gebürtigen Brasilianer im Jahr 2003 für ein Gastspiel in Oper, Musical und Ballett bei den Bregenzer Festspielen. Anschließend war er eben dort auch Trainingsleiter und choreografischer Assistent in klassischem und modernem Tanz und choreografierte im Januar 2011 die Vorpremiere der Oper André Chénier „Am Busen verschneiter Musen“ in Lech am Arlberg. „Ich wohne hier sehr gerne, weil mir nie die Größe einer Stadt oder eines Bundeslandes wichtig war, sondern die Lebensqualität. Und die habe ich hier gefunden“, fühlt sich Karl in seiner neuen Heimat pudelwohl.
Talentierter Nachwuchs
Das Angebot aus Götzis, die Bühnentanzschule Dancehall zu übernehmen, ereilte Karl vor ziemlich genau sieben Jahren. „Das war kurz vor der Sommerzeit. Ich habe sofort zugesagt. In Vorarlberg gibt es sehr talentierten Nachwuchs für das Fach Bühnentanz“, schwärmt der Bühnentanzpädagoge.
Heuer, genauer gesagt am 25. Mai, feiert die Götzner Tanzschmiede ihr 30-jähriges Bestehen. Bei einem rauschenden Fest werden auf der Kulturbühne AMBACH von den Kleinsten über die Ausbildungsklasse und die Erwachsenen bis hin zu Profi-Gasttänzerin Christine Ceconello zu sehen sein – mit Solo-Choreografien aus dem klassischen Ballett-Répertoire des 19. Jahrhunderts bis hin zu modernem Street-Dance.
250 Tänzer
Seit knapp einem Jahr sind die rund 250 Tänzer mit den Proben für die insgesamt 34 Tanznummern beschäftigt. Natürlich liegt da auch für den künstlerischen Leiter so einiges an Spannung in der Luft. „Ich bin immer nervös, wenn meine Schüler auf die Bühne treten“, sagt Karl, der selbst mittlerweile hinter dem Vorhang die Daumen drückt: „Ich habe genug Applaus bekommen und habe mit Zufriedenheit meine Karriere beendet. Jetzt will ich das weitergeben, was ich gelernt habe.“
Ich habe nicht gewusst, dass da Millionen Menschen zuschauen.
Alfredo Karl
Zur Person
Alfredo Karl
leitet seit 2007 die Bühnentanzschule Dancehall in Götzis
Geboren: 17. März 1966 in Rio de Janeiro
Wohnort: Götzis
Ausbildung: diplomierter Bühnentänzer (L’Ecole de Danse de Genève), diplomierter Bühnentanzpädagoge (Hochschule für Musik und Tanz Köln)
Hobbys: Lesen, Theater, Spazierengehen
Am Sonntag, 25. Mai, feiert die Dancehall ihr 30-jähriges Jubiläum
in der Kulturbühne AMBACH.