Hilfsaktion am Himalaya

Sabine Klotz lässt eine Gesundheitsstation im „Glücklichen Tal“ errichten.
schwarzach. (VN-hrj) „Hier muss etwas geschehen. Den Menschen muss geholfen werden“, konstatierte Sabine Klotz, als es sie zum ersten Mal ins Tsum Valley im Himalaya-Gebirge verschlug. Das war 2009. 25-jährig war die Bizauerin damals und studierte Internationale Entwicklung in Wien. Geplant hatte sie eigentlich, im Tsum Valley – dem „Glücklichen Tal“ – Ökotourismus zu erforschen.
Die auf 3200 Metern Höhe in nepalesischem Staatsgebiet liegenden Dörfer des Tsum Valley erreicht man nach einem fünftägigen Fußmarsch ab der Stadt Arughat. Die bittere Armut, die Sabine Klotz in diesem abgelegenen Grenzland zu Tibet vorfand, brachte sie von ihrem Vorhaben sofort ab. „Ökotourismus im Tsum Valley erforschen zu wollen, ist absurd“, sagt die Studentin. „Die dort lebenden tibetischen Volksgruppen sind völlig verarmt und brauchen vor allem medizinische Versorgung.“ Ein Großteil der Erwachsenen und Kinder litt an bakteriellen und parasitären Erkrankungen, weil sie die Bäche gleichzeitig als Toilette und als Trinkwasserspender benutzten. „Zudem hatten aufgrund des Jodmangels viele Bewohner Probleme mit der Schilddrüse“, berichtet sie. „Und die Schule – eine Lehmhütte – war in extrem schlechtem Zustand. Lernmaterial existierte keines.“ Damals habe sie antibakterielle Salben im Gepäck gehabt. Damit konnte sie wenigstens Hautinfektionen lindern. Mehr nicht.
Nach ihrer Heimkehr gründete Sabine Klotz den Verein Chay Ya Austria. Chay Ya ist tibetisch und heißt auf Deutsch „Lasst es uns tun“. Ziel dieser Organisation ist es, den Bewohnern des Tsum Valley eine medizinische Grundversorgung zu bieten und die Bildung zu fördern. „Lebenswichtig ist auch eine hygienische Schulung“, sagt Klotz, die als Obfrau agiert. Mittlerweile hat Chay Ya 20 Mitglieder, unter ihnen einige Nepalesen. „Wir arbeiten von Beginn an mit Einheimischen zusammen.“ Mit dabei sind auch Mediziner „und freakige Bergsteiger. Alle arbeiten ehrenamtlich“, versichert Klotz, „wir investieren auch eigenes Geld in die Projekte.“
Beim ersten Einsatz nahm Sabine zwei Ärzte aus Österreich und zwei aus Kathmandu mit ins Tsum Valley, um dort in drei Ortschaften ein mobiles medizinisches Camp zu organisieren. „Wir stiegen mit Maultieren, die Gepäck und Medikamente trugen, hinauf und richteten das Camp zuerst in Chumling, danach in Lar und dann in Nile ein“, erzählt Klotz. „Bei diesem Einsatz wurden insgesamt 600 Patienten behandelt.“
Das nächste medizinische Camp ist bereits in Vorbereitung: „Das wird im Herbst sein.“ Ins Gepäck kommen neben medizinischen Hilfsmitteln auch Unterrichtsmaterialen, die an 400 Kinder in neun Schulen verteilt werden. Gekauft wird alles bei lokalen Produzenten. Die Sachen per Flugzeug zu senden, sei sinnlos.
Als größten bisherigen Erfolg der Organisation bezeichnet Klotz, als sie 2013, zwei Jahre nach ihrem ersten Besuch im Tsum Valley, an nur noch einem Kind eine Hautinfektion entdeckte. 2009 waren noch zwei Drittel der Kinder betroffen. „Die hygienischen Schulungen zeigen Wirkung“, stellt sie fest.
Gesundheitsstation in Lar
Zurzeit entsteht in der Ortschaft Lar eine Gesundheitsstation. Mit der Errichtung des Gebäudes wurde im Frühjahr dieses Jahres begonnen. Gebaut wird mit lokalen Baustoffen und einheimischen Arbeitern. Den größten Teil der Finanzierung haben die österreichischen Pfadfinder übernommen. Beteiligt sind auch die Vorarlberger Landesregierung sowie Privatpersonen als Paten.
Die Gesundheitsstation wird 2015 eröffnet. Eine einheimische Medizinerin wird mit der Leitung beauftragt. „Dafür und für unsere anderen Projekte sind wir auf Spenden angewiesen“, stellt die Vereinsobfrau klar. Sie bittet um Unterstützung und garantiert, dass Chay Ya jeden Cent verwende, wofür er bestimmt ist.
Die Menschen dort brauchen dringend medizinische Versorgung.
Sabine Klotz
Zur Person
Sabine Klotz
ist Obfrau des Vereins Chay Ya Austria, der zurzeit eine Gesundheitsstation in Nepal baut. Infos: www.chay-ya.at
Geboren: 4. Juli 1984
Wohnort: Wien und Bizau
Beruf: Ehrenamtliche Entwicklungszusammenarbeitsfachfrau
Familienstand: Partnerschaft